Signa nahm 2020 milliardenschwere Bilanzänderungen vor

In Konzernbilanzen zweier Gesellschaften der Signa des Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko sind 2020 „Anpassungen an fehlerhaften Vorjahreszahlen“ vorgenommen worden. Unterdessen soll die Europäische Zentralbank (EZB) Banken rein auf ihre Geschäftsbeziehungen zur und Kreditvergaben an die Signa prüfen. Beides geht aus Medienberichten hervor.

In der Signa Development wurden 161 Mio. Euro nachträglich an Finanzverbindlichkeiten umgegliedert. Bei der Signa Prime Selection wurden 496 und 763 Mio. Euro in Finanzverbindlichkeiten umgruppiert, schrieb „Der Standard“. Die Signa spricht von einer technischen Anpassung an IFRS-Bilanzierungsregeln.

Signa: „Technische Umgliederung“

Der Wirtschaftsprüfer KPMG hält in seinen Ausführungen in den Bilanzen fest, dass die Covenants, also vertraglich bindende Zusicherungen des Kreditschuldners, selbstverständlich eingehalten wurden. Das Unternehmen teilte auf Anfrage laut „Standard“ mit: „Diese Anpassungen sind den Bilanzierungsrichtlinien von IFRS (Internationale Finanz- und Reporting Standards, Anm.) geschuldet – es handelt sich lediglich um ein detaillierteres Ausweisthema – sohin um eine technische Umgliederung.“

In den „Notes“ seien alle Punkte an mehreren Stellen ohnehin detailliert offengelegt worden, so Signa. „Der Sachverhalt wurde ordnungsgemäß umgestellt, dargestellt und erläutert.“ In den Folgejahren seien keine Umgliederungen mehr notwendig gewesen, betonte die Signa. Zur Signa Prime gehört beispielsweise der deutsche Warenhausriese Galeria Kaufhof. In Österreich kam die Signa zuletzt im Zuge der kika/Leiner-Insolvenz nicht aus den Schlagzeilen. Diese kam kurz nach dem Verkauf der Möbelhandelskette durch die Signa.

Laut den veröffentlichten Bilanzen 2020 müssen die beiden wesentlichen Teile der Signa-Gruppe von 2022 bis 2025 rund 3,7 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten tilgen und 800 Millionen Euro an Zinsen zahlen. Laut „Standard“ sind knapp 8,2 Milliarden Euro an Bankverbindlichkeiten grundbücherlich besichert.

Laut der Unternehmensberatung Finanzombudsteam im Bericht sei klar, dass es starke Steigerungen der Mieterlöse und Wertsteigerung der Immobilien gebraucht habe, um die Lücke zwischen dem Cashflow 2020 und den künftig ausgewiesenen Kredittilgungen zu schließen. Banken ließen sich hier auf ein Klumpenrisiko ein, während es für KMU immer schwieriger werde, an Kredite zu gelangen, wurde der Geschäftsführer Gerald Zmuegg vom Blatt zitiert.

EZB soll Bankenkredite an Signa prüfen

Die „Presse“ berichtete unterdessen unter Verweis auf einen Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass die EZB Banken erstmals nur zu einem Kreditnehmer prüfe: der Signa-Gruppe von Benko. Ein Team von Bankenaufsehern – überwiegend mit Österreichern besetzt – prüfe europäische Banken zu diesem ausgewählten Kreditnehmer. „Das gab es noch nie“, zitierte die deutsche Zeitung einen langjährigen Bankvorstand, der anonym bleiben will.

Demzufolge werden alle Banken, die Geschäftsbeziehungen zu Signa haben, in der Vorortprüfung einbezogen: Landesbanken, spezielle Immobilienbanken, deutsche und österreichische Finanzhäuser. Die Höhe der Benko-Kredite je Institut müssten die Bankenaufseher laut „Presse“ kennen, auch wenn das Signa-Reich verzweigt ist. Unter der Signa-Obergesellschaft (Holding), die zu zwei Dritteln der Familienstiftung Benko gehört, stehen drei separate Gesellschaften, in einer von ihnen steckt auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Diese hat in Deutschland immense Staatshilfen bekommen.

Die Untersuchungsmannschaft sammle Daten darüber, ob die Kreditgeber der Signa-Gruppe die Kreditvergabestandards eingehalten haben. Sie hinterfragen darüber hinaus die Kreditsicherheiten und prüfen, ob alle Zinszahlungen geleistet und die im Kreditvertrag vereinbarten Finanzkennzahlen (Covenants) eingehalten oder womöglich gebrochen wurden. In der Regel dauern diese Untersuchungen sechs bis acht Wochen.

Die EZB selbst bestätigte den Bericht nicht. Signa wollte dazu auf Anfrage laut „Presse“ keinen Kommentar abgeben. Unternehmen werden allerdings auch nie über etwaige Bankprüfungen der EZB informiert.