Mediziner fordern Konzepte für Zeit nach Lockdown

Gesundheitsexpertinnen und -experten fordern Strategien für die Zeit nach dem bis 6. Dezember geltenden Lockdown. Es brauche Präventionskonzepte für die Wiederöffnung der Schulen, für Menschenmassen beim Einkaufen und dafür, „wie man Weihnachten feiern wird“, sagte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter heute bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer (ÖÄK). Auch das Contact-Tracing müsse besser funktionieren. ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres rief zur Einhaltung der geltenden Maßnahmen auf.

„Wichtig ist, dass man sich überhaupt etwas überlegt“, betonte Hutter. Der Experte vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien riet beispielsweise dazu, für Schulen und Kindergärten Lüftungen bereitzustellen, wo mechanisches Lüften nicht ausreicht.

Außerdem werde es nach dem 6. Dezember zu Hotspots beim Einkaufen kommen. Hier sei offen, wie das unter Kontrolle zu halten sei, wie man eventuell staffelt und mit den Öffnungszeiten umgeht. Beim Weihnachtsfest dürfe dann nicht das „verspielt“ werden, was zuvor mit Anstrengungen erreicht wird, warnte Hutter. Es müsse langfristig gedacht werden, „wie wir da durchkommen“.

Hutter: Auswirkung auf Spitäler zeigt sich erst später

Er betonte, dass sich die Wirksamkeit des zweiwöchigen Teil-Lockdowns vor der aktuell geltenden Maßnahmenverschärfung bereits abbildet. „Heute oder morgen könnte ein Plateau erreicht sein“, sagte Hutter zur Zahl der Neuinfektionen. „Das heißt aber noch nicht, dass es nach unten geht.“ Zudem würde sich der Trend in den Spitälern erst mit einer Verzögerung zeigen.

Hutter geht aber davon aus, dass auch der verschärfte Lockdown Wirksamkeit zeigen wird. Es seien zwar mehr Personen auf der Straße, und die Situation sei nicht zu vergleichen mit dem ersten Lockdown, aber es sei die Frage, wie sich die Leute auf der Straße verhalten. „Im Freien, wenn man Abstand hält, kann man sich nicht leicht anstecken“, sagte Szekeres. Die Gefahr bestehe in geschlossenen Räumen.

„Die Situation betreffend die Pandemie ist eine durchaus kritische und ernste“, warnte Szekeres. Entscheidend für das Meistern der Krise sei die Kapazität der Spitäler, so der Ärztekammer-Präsident. Die Hoffnung sei, dass mit dem verschärften Lockdown, der seit Dienstag gilt, mit einer Verzögerung von zwei Wochen auch die Zahl der Intensivpatienten nach unten geht, „sodass wir ganz knapp an einem Worst Case vorbeigeschrammt sind“, dass nicht mehr alle Patienten die beste Behandlung bekommen können.