Luftbild des Kraftwerks in Saporischschja
Reuters/European Union Copernicus Sentinel-2 imagery
Saporischschja

Bisher keine erhöhte Strahlung bei AKW

Nach dem Beschuss des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach übereinstimmenden Angaben Moskaus und Kiews bisher keine erhöhte radioaktive Strahlung festgestellt worden. Die Kämpfe in der Umgebung des AKW gehen trotz der großen Gefahr unterdessen unvermindert weiter.

Die Strahlensituation bleibe normal, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag in Moskau mit. Ähnlich äußerte sich der ukrainische staatliche Betreiber Enerhoatom. Beide Seiten werfen einander gegenseitig den Beschuss des AKW vor.

Russland teilte zu Mittag weiter mit, es habe in den vergangenen 24 Stunden zwei Artillerieangriffe gegeben. Eine Granate sei in der Nähe von Block sechs eingeschlagen, andere an einer Pumpstation, die für die Kühlung sorge. Diese Angaben lassen sich nicht überprüfen.

Zwei Blöcke wieder am Netz

Nachdem das AKW am Donnerstag nach einer Notabschaltung zeitweilig vom ukrainischen Stromnetz getrennt war, sind zwei Blöcke laut Enerhoatom wieder am Netz. Das AKW wurde Anfang März kurz nach dem Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine von Moskaus Truppen erobert. Seit mehreren Wochen wird es immer wieder beschossen. International wächst die Sorge vor einer Atomkatastrophe.

Saporischschja: Jodtabletten gefragt

Nach dem Beschuss des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach übereinstimmenden Angaben Moskaus und Kiews bisher keine erhöhte radioaktive Strahlung festgestellt worden. Dennoch haben die örtlichen Behörden Jodtabletten für die Bevölkerung ausgegeben.

Zugleich bestätigte das russische Militär einen Angriff auf die Stadt Saporischschja. Dort hätten „Hochpräzisionswaffen“ Produktionshallen getroffen, in denen Hubschrauber der ukrainischen Luftwaffe repariert würden. Der ukrainische Bürgermeister der von Russland besetzten Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, schrieb im Nachrichtenkanal Telegram, in der Stadt sei ein russischer Militärstützpunkt zerstört worden. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

IAEA-Inspektoren weiter in Wartehaltung

Inspektoren der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) warteten unterdessen weiter auf grünes Licht, um das Gelände an der südlichen Frontlinie des Krieges zu besichtigen. IAEA-Chef Rafael Grossi hat vor der Gefahr einer Nuklearkatastrophe gewarnt, die die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könne. Vor wenigen Tagen äußerte er sich hoffnungsvoll, dass seine Behörde „sehr, sehr nahe“ davor stehe, die Erlaubnis zur Inspektion der Anlage zu erhalten.

Russische Truppen halten das Kraftwerk seit Anfang März besetzt, es wird aber noch von ukrainischen Technikern betrieben. Laut dem Gouverneur der Region Saporischschja wurden Bewohner für den Fall eines atomaren Lecks bereits mit der Einnahme von Jodtabletten vertraut gemacht.

Kämpfe nahe AKW gehen unvermindert weiter

Nahe dem AKW wurden die Städte Nikopol und Marhanez am Wochenende von Granaten getroffen, wie der Bürgermeister von Nikopol mitteilte. Weiter südlich sehen sich russische Streitkräfte weiter mit einer ukrainischen Gegenoffensive konfrontiert. Diese zielt auf Cherson, die erste Großstadt, die russische Truppen nach Beginn der Invasion vor über sechs Monaten einnehmen konnten.

Zwischenzeitliche Notabschaltung

Erst am Freitag war das Kraftwerk nach eintägiger Unterbrechung wieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen worden. Zuvor war das Atomkraftwerk nach ukrainischen Angaben infolge russischer Angriffe erstmals in seiner Geschichte vollständig vom Stromnetz getrennt worden.

Grund für die zwischenzeitliche Notabschaltung zweier Reaktoren war nach Angaben beider Seiten eine beschädigte Hochspannungsleitung. Die Ukraine nannte russischen Artilleriebeschuss als Ursache. Die Besatzer sprachen von einem Brand als Auslöser eines Kurzschlusses. Was den Brand verursachte, sagten sie nicht. Mit insgesamt sechs Blöcken ist Saporischschja das größte Atomkraftwerk Europas.