Inland

Der britische Premier Rishi Sunak wird kommende Woche zu einem Besuch bei Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in Wien erwartet. Thema seien Asylverfahren in Drittstaaten, teilte das Bundeskanzleramt heute mit. Das britische Parlament hatte den umstrittenen Plan zur Abschiebung von Migranten nach Ruanda im April gebilligt. Nehammer will auch für Europa ein neues Asylmodell mit Verfahren außerhalb der EU. Der genaue Zeitpunkt des Besuchs wurde nicht bekanntgegeben.

Nehammer: Stehen auf derselben Seite

„Der einzige Weg, um illegale Migration wirklich zu verhindern, sind neben einem effektiven Außengrenzschutz Asylverfahren außerhalb der EU. Wir müssen das Problem vor den Toren der EU lösen. Nur so können wir das menschliche Leid verhindern, das die Menschen auf sich nehmen, wenn sie sich in die Hände von Schleppern begeben“, forderte Nehammer im Vorfeld des Besuchs. „Premier Rishi Sunak und ich stehen hier mit unserer klaren Haltung auf derselben Seite.“

Über die Rechtmäßigkeit des beschlossenen Ruanda-Abschiebungsgesetzes befindet Anfang Juni erst das britische Höchstgericht. Und es führt im irischen Aussöhnungsprozess zu Verwerfungen. Ein nordirisches Gericht befand Teile des Gesetzes, das Verstöße gegen Menschenrechte erlaubt, als gesetzeswidrig.

Nehammer sieht Verbündete in Italien und Dänemark

Nehammer und Sunak standen nach Angaben aus dem Bundeskanzleramt in den vergangenen Wochen aufgrund der britischen Asylpläne mehrfach im Austausch. Innerhalb der EU sieht sich Nehammer mit seiner Forderung auf Linie mit mehreren Regierungschefs, etwa der italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni oder der dänische Regierungschefin Mette Frederikson.

Derzeit würden die europäischen Rechtsnormen die Möglichkeit von Asylverfahren in Drittstaaten de facto nicht vorsehen. Über das Thema Migration hinausgehend sollen bei dem Treffen voraussichtlich auch aktuelle geopolitische Themen besprochen werden.

Das Wahljahr 2024 stellt die Staatsschützer vor besondere Herausforderungen. Das geht aus dem Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums hervor, der heute veröffentlicht wurde. Demnach wird insbesondere der Rechtsextremismus als Gefahr erkannt.

Die „Neue Rechten“ strebten stärker eine Vermengung mit der Parteipolitik an, wodurch „sich heuer ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für den demokratischen Rechtsstaat ergibt“, heißt es in dem Bericht.

Welche Parteien gemeint sind, wird in dem Report nicht explizit ausgeführt. Jedoch wird betont, dass die Bedeutung des digitalen Raumes und von „alternativen Medien“ zunehmen werde, da in beiden Bereichen durch die „Neuen Rechten“ wie etwa die Identitären gezielt und aktiv (Des-)Information verbreitet und damit die politische Meinungsbildung beeinflusst werde. Als „alternative Medien“ genannt werden etwa der Sender AUF1 sowie die Plattform Info-Direkt.

Sicherheitspolitische Herausforderung

In diesem Zusammenhang werde das Jahr 2024 mit den anstehenden Nationalrats- und Landtagswahlen eine sicherheitspolitische Herausforderung, im Besonderen auch deshalb, weil sich die „Neue Rechte“ als „eine der Trägerinnen für russische Desinformationskampagnen in Österreich, als politische Vorfeldorganisation“ verstehe.

Es sei daher damit zu rechnen, dass russische Narrative über diese verstärkt in den politischen Diskurs eingebracht würden.

Auch „Alte Rechte“ weiter aktiv

Neben der „Neuen Rechten“ sind aber auch „Alte Rechte“ weiter aktiv. So fand im Vorjahr der erste „Gerd Honsik-Europa-Kongress“ in Wien statt. Der im Jahr 2018 verstorbene und mehrfach verurteilte österreichische Rechtsextremist und Holocaust-Leugner Honsik gilt innerhalb der rechtsextremen Szene immer noch als zentrale Leitfigur.

Große Bedeutung bei der Vernetzung der einschlägigen Gruppen hat laut dem Bericht inzwischen die Kampfsportszene erhalten.

Anstieg bei rechtsextremen Tathandlungen

Im Jahr 2023 wurden laut dem Bericht den Sicherheitsbehörden in Österreich insgesamt 1.208 (2022: 928) rechtsextremistische, fremdenfeindlich/rassistische, islamfeindliche, antisemitische sowie unspezifische oder sonstige Tathandlungen bekannt. Gegenüber dem Jahr 2022 bedeutet das einen Anstieg um 30,2 Prozent.

Diese Zahlen liegen weit über jenen im linksextremistischen Bereich. Hier wurden 97 Tathandlungen vermerkt. Allerdings warnt auch hier der Verfassungsschutz. Das Erstarken der extremen Rechten könne „eine Intensivierung der Bekämpfung des politischen Gegenübers in allen möglichen Ausprägungen zur Folge haben (…)“.

Die Regierung verstärkt den Objektschutz bei jüdischen Einrichtungen. 50 zusätzliche Soldaten würden zum Einsatz kommen, teilte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) heute in einer Aussendung mit.

Der Schutz der israelitischen Gemeinde habe aufgrund der erhöhten Gefährdungsstufe hohe Priorität. Zusätzliche Maßnahmen gibt es in Absprache mit der Israelitischen Religionsgesellschaft bereits seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vergangenen Herbst.

Die jüdische Gemeinde in Österreich habe mit der Bundesregierung einen verlässlichen Partner, betonte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Antisemitische Pöbeleien, Übergriffe und Attacken auf jüdische Einrichtungen würden nicht akzeptiert und mit aller Entschlossenheit geahndet. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) betonte, dass der Schutz auf hohem Niveau weiter gestärkt werde.

Die Regierung schließt eine Lücke beim Wochengeld. Frauen, die schwanger werden, während sie in Elternkarenz sind, aber kein Kinderbetreuungsgeld mehr beziehen, haben keinen Anspruch auf die Leistung. Das verstößt laut Interpretation des OGH gegen EU-Recht.

Daher wird für Betroffene ein Sonderwochengeld eingeführt. „Gerade wenn zwei Kinder knapp hintereinander auf die Welt kommen, benötigen die Familien jeden Euro“, betont Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Werdende Mütter dürfen ab dem Beginn des Mutterschutzes – in der Regel acht Wochen vor und nach dem Geburtstermin – nicht mehr beschäftigt werden. Das Wochengeld bietet in dieser Zeit eine finanzielle Absicherung für die Frauen.

Höhe orientiert sich am erhöhten Krankengeld

Die Höhe des neuen Sonderwochengelds orientiert sich am erhöhten Krankengeld, das auch bei einem längeren Krankenstand finanzielle Absicherung gewährleistet. Die Einführung erfolgt rückwirkend mit 1. November 2023. 70 Prozent der Kosten übernimmt der Familien-Lasten-Ausgleichsfonds (FLAF), 30 Prozent die Krankenversicherung der Frau.

Neben Rauch zeigt sich auch Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) zufrieden: „Durch das neue Sonderwochengeld setzen wir einen weiteren, wichtigen Schritt und eine zusätzliche Maßnahme, um den werdenden Müttern und unseren Familien unter die Arme zu greifen".“

Ausland

Seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes in Rafah vor knapp zwei Wochen haben nach Angaben des UNO-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) rund 800.000 Menschen die Stadt im Süden des Gazastreifens verlassen. Erneut sei fast die Hälfte der Bevölkerung von Rafah auf der Straße, da diese Menschen mit Beginn der israelischen Militäroperation in dem Gebiet am 6. Mai zur Flucht gezwungen worden seien, teilte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini heute Abend mit. In Rafah will die israelische Führung nach eigenen Angaben die letzten dort vermuteten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen. Israels Armee barg unterdessen die Leiche eines weiteren ermordeten Israelis im Gazastreifen.

Großer Widerstand gegen Angriff

Verbündete wie die USA haben Israel wiederholt vor einem großangelegten Angriff auf die Stadt an der Grenze zu Ägypten gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten. Israel hält aber an seinen Angriffsplänen für Rafah fest.

Dort hatten bis zum Beginn der israelischen Militäroperationen in dem Gebiet rund eine Million Menschen Schutz vor Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht. Die israelische Armee war vor knapp zwei Wochen von Osten auf die Stadt vorgerückt und hat dort bereits unter anderem eine Raketenabschussstellung der Islamisten zerstört. Heute wurden laut israelischen Angaben 50 Hamas-Kämpfer in Rafah getötet.

„Gibt keine sicheren Zonen“

Lazzarini schrieb weiter, die Menschen hätten auf die israelischen Evakuierungsaufforderungen reagiert und seien in „sichere Zonen“ in der Mitte des abgeriegelten Küstenstreifens und nach Chan Junis gegangen. Allerdings gebe es in diesen Gebieten weder eine sichere Wasserversorgung noch sanitäre Einrichtungen. Die Behauptung, die Menschen in Gaza könnten in „sichere“ oder „humanitäre“ Zonen umziehen, sei falsch.

„In Gaza gibt es keine sicheren Zonen.“ Er forderte die Konfliktparteien auf, die Weiterleitung humanitärer Hilfe rasch zuzulassen. „Vor allem ist es an der Zeit, sich auf einen Waffenstillstand zu einigen.“

Armee birgt Leiche von weiterer Geisel

Israelische Soldaten bargen unterdessen im Gazastreifen die Leiche eines weiteren Israelis, der von der Hamas am 7. Otkober ermordert worden war. Es handle sich um Ron Benjamin, teilt das israelische Militär am Samstag mit. Unter Berufung auf Geheimdienstkreise erklärte Sprecher Daniel Hagari, Benjamin sei bei dem Hamas-Überfall auf israelisches Grenzgebiet am 7. Oktober getötet worden. Die Leiche sei zusammen mit jenen dreier weiterer Opfer der Hamas gefunden worden, deren Rückführung am Vortag angekündigt wurde.

Georgiens Präsidentin Salome Surabischwili hat ihr Veto gegen das vom Parlament verabschiedete Gesetz zur Einstufung bestimmter Organisationen als „ausländische Agenten“ eingelegt. Sie habe erklärt, dass sie diesen Schritt wie angekündigt getan habe, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS heute.

Die Präsidentin kann allerdings durch eine weitere Abstimmung im Parlament überstimmt werden. Dort hatten die Abgeordneten am Dienstag mehrheitlich für das Gesetz votiert, gegen das es in der Hauptstadt Tiflis und anderen Städten heftige Proteste gab.

Kritiker sehen Russland-Nähe

Das Gesetz sieht vor, dass sich Organisationen, die mehr als 20 Prozent ihrer Finanzmittel aus dem Ausland erhalten, als „Agenten ausländischer Einflussnahme“ registrieren lassen müssen. Kritikerinnen und Kritiker sehen Parallelen zu einem Gesetz in Russland, mit dem die Regierung dort gegen Opposition und Teile der Gesellschaft vorgeht. Die Regierung in Tiflis verteidigt das Vorhaben als Stärkung von Transparenz und nationaler Souveränität.

Der Streit über das Gesetz gilt als richtungsweisend dafür, ob Georgien wie von der Regierungspartei Georgischer Traum propagiert auf eine Mitgliedschaft in EU und NATO hinarbeitet oder die Beziehungen zu Russland verstärken will. Die EU, die Georgien im Dezember den Status eines Beitrittskandidaten zuerkannt hatte, hat wiederholt gesagt, das Gesetz werde ein Hindernis für die weitere Integration des Landes in die Gemeinschaft darstellen. Russland hat jede Einflussnahme in der Sache zurückgewiesen.

Der iranischen Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi wird ihrer Familie zufolge ein neuer Prozess in ihrer Heimat gemacht. Es geht um ihren Vorwurf, dass iranische Sicherheitskräfte weibliche Gefangene sexuell angreifen, wie ihre Familie heute mitteilte. Die Anklage laute auf „Propaganda“ gegen die Regierung. Der Prozess soll morgen beginnen. Die Behörden äußerten sich nicht dazu.

Die Menschenrechtsaktivistin, die für ihr Engagement im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, hatte im April vom Gefängnis aus eine Audiobotschaft versandt, in der sie einen „großangelegten Krieg gegen Frauen“ in der Islamischen Republik Iran anprangerte.

Ihre Familie zitierte Mohammadi nun mit der Forderung, bei dem Prozess ab morgen die Öffentlichkeit zuzulassen, sodass „Zeugen und Überlebende die sexuellen Angriffe des islamischen Regimes gegen Frauen bezeugen“ könnten. Mohammadi rief betroffene Frauen auch auf, ihre Erfahrungen mit Festnahmen und sexuellen Übergriffen durch staatliche Vertreter öffentlich zu machen.

Nach dem Rücktritt des vietnamesischen Präsidenten im Zuge einer Korruptionsaffäre ist der bisherige Minister für öffentliche Sicherheit, To Lam, als sein Nachfolger nominiert worden. Wie staatliche Medien heute berichteten, einigten sich die Mitglieder des Zentralkomitees der herrschenden Kommunistischen Partei auf den 66-Jährigen. Lam war seit 2016 Sicherheitsminister und vertritt einen harten Kurs gegen Menschenrechtsbewegungen.

Im März war der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong nach nur einem Jahr im Amt zurückgetreten. Ende April erklärte dann auch Parlamentspräsident Vuong Dingh Hue wegen „Regelverstößen“ und „Unzulänglichkeiten“ seinen Rücktritt. Das einflussreiche Amt soll nun den Staatsmedien zufolge mit dem 61-jährigen Tran Thanh Man besetzt werden, der bisher Vizepräsident der Nationalversammlung war.

Nach der Zustimmung des Zentralkomitees müssen die beiden Personalentscheidungen kommende Woche noch von der Nationalversammlung abgesegnet werden. Die Kommunistische Partei geht seit einigen Jahren verstärkt gegen Korruption vor. Zahlreiche prominente Geschäftsleute sowie Politikerinnen und Politiker mussten bereits ihren Hut nehmen.

Die größte politische Macht in dem autoritär geführten südostasiatischen Land liegt beim Chef der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong. Er gilt auch als Architekt der Antikorruptionskampagne.

Der Attentäter von Halle in Deutschland befindet sich weiterhin in einem Erfurter Krankenhaus. Nach Informationen der dpa hatte er ärztliche Behandlungen bis heute abgelehnt, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr. Wie Justizministerium und Polizei zuvor mitgeteilt hatten, war gestern ein Häftling wegen gesundheitlicher Probleme ins Klinikum in Erfurt eingeliefert worden.

„Mitteldeutsche Zeitung“ und „Bild“-Zeitung hatten übereinstimmend berichtet, dass es sich dabei um den Halle-Attentäter handelt. Dieser verbüßt seine Strafe derzeit eigentlich in der Justizvollzugsanstalt in Tonna nahe Bad Langensalza im Bezirk Gotha.

Die Landespolizeiinspektion Gotha hatte erklärt, dass „ein Schwerpunktgefangener aus einer Justizvollzugsanstalt in ein Erfurter Krankenhaus begleitet und einer medizinischen Versorgung zugeführt“ wurde. Der Gefangene sei „unter starker Polizeipräsenz“ versorgt worden. Nähere Angaben machten die Beamten nicht – „aus polizeitaktischen Gründen“.

Rassistischer und antisemitischer Anschlag

Wegen des rassistischen und antisemitischen Anschlags nahe der Synagoge in Halle in Sachsen-Anhalt war der Attentäter 2020 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Am 9. Oktober 2019, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, hatte er versucht, die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Als ihm das nicht gelang, ermordete er nahe der Synagoge zwei Menschen.

Im Februar dieses Jahres war der Mann zudem wegen Geiselnahme im Gefängnis Burg zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Er hatte erklärt, er habe aus dem Gefängnis ausbrechen wollen.

Der aus dem Iran geflohene und beim Filmfestival in Cannes erwartete Regisseur Mohammed Rasulof hält sich laut einem Medienbericht in Deutschland auf. Rasulof habe über Bergpfade zu Fuß die Landesgrenze überquert und halte sich derzeit in Deutschland auf, berichtete die britische Zeitung „The Guardian“ gestern.

Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. „Die Bundesregierung lässt nicht nach in ihren Bemühungen, die mutige Zivilgesellschaft in Iran zu unterstützen“, hieß es gestern aus diplomatischen Quellen auf Nachfrage.

Rasulof hatte vergangene Woche im Onlinedienst Instagram mitgeteilt, dass ihm die Ausreise aus dem Iran gelungen sei. Sein Anwalt Babak Paknia bestätigte AFP, dass Rasulof am Festival in Cannes teilnehmen wolle.

Zu Exil gezwungen

Der Filmemacher will in Cannes seinen neuen Film „Der Samen der Heiligen Feige“ vorstellen. Die iranischen Behörden hatten ihn unter Druck gesetzt, den Film aus dem Wettbewerb um die Goldene Palme zurückzuziehen.

Der Berlinale-Gewinner war im Iran wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. „Ich musste mich zwischen dem Gefängnis und der Ausreise aus dem Iran entscheiden“, schrieb er. „Schweren Herzens habe ich mich für das Exil entschieden.“

Ukraine-Krieg

Die ostukrainische Großstadt Charkiw und die vorgelagerte Stadt Wowtschansk waren heute nach Angaben der regionalen Militärverwaltung erneut Ziele russischer Angriffe. In Charkiw sei ein Wohnbereich von mehreren Granaten getroffen worden, teilte Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram mit. Dabei seien fünf Menschen verletzt worden.

In Wowtschansk richteten russische Gleitbomben und Granaten erneut schwere Schäden an. „Die Stadt Wowtschansk ist leider praktisch vollkommen vom Feind zerstört worden, der gnadenlos mit Gleitbomben angreift“, schrieb Sicherheitsratsmitglied Andrej Kowalenko auf Telegram. Trotz der wiederholten Angriffe bleibe Wowtschansk unter ukrainischer Kontrolle. Die Stadt im Nordosten der Ukraine hatte vor dem Krieg knapp 19.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Russland hat die südukrainische Hafenstadt Odessa mit mehreren Raketen beschossen – mutmaßlich als Reaktion auf einen großen ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeer-Küste.

Die ukrainische Luftwaffe teilte gestern Abend mit, dass tagsüber drei ballistische Raketen und drei Marschflugkörper auf Odessa abgefeuert worden seien. Bei dem Beschuss auf Odessa konnte die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben drei Marschflugkörper der Typen Ch-59 und Ch-69 abfangen.

Drei Raketen, mutmaßlich vom Typ Iskander, schlugen allerdings ein und lösten Brände aus. Es habe einen Toten und acht Verletzte gegeben, teilte Gebietsgouverneur Oleh Kiper mit.

Auch die ostukrainische Millionenstadt Charkiw wurde gestern aus der Luft beschossen, wodurch mindestens drei Menschen starben. In weiten Teilen der Ukraine gab es in der Nacht Luftalarm. Besonders betroffen waren der Osten und Süden des Landes.

Selenskyj: Offensive in Charkiw „erste Welle“

Die russische Offensive in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine könnte nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine „erste Welle“ russischer Angriffe sein. „Sie haben ihre Operation gestartet, sie könnte aus mehreren Wellen bestehen. Und das ist ihre erste Welle“, sagte Selenskyj gestern gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Er bezeichnete die Situation in der Region, in der Russland mehrere Grenzorte eingenommen hat, als „kontrolliert“, aber „nicht stabilisiert“. Die russischen Truppen seien fünf bis zehn Kilometer entlang der nordöstlichen Grenze vorgedrungen, ehe sie von ukrainischen Truppen gestoppt worden seien.

Gut eine Woche nach Beginn der russischen Bodenoffensive in der ostukrainischen Region Charkiw wurden nach Behördenangaben bisher fast 10.000 Menschen aus dem Gebiet in Sicherheit gebracht.

Russland meldet Einnahme von Starysia

Russische Truppen meldeten indes die Einnahme der Ortschaft Starysia in der ostukrainischen Region Charkiw. Die Einheiten rückten in dem Gebiet weiter vor, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die russischen Streitkräfte haben im Nordosten der Ukraine nach eigenen Angaben bereits etliche Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht.

EU

Italien gehört zu den neun EU-Ländern, die gestern eine Erklärung zur Förderung der europäischen Politik zugunsten der LGBTQ-Gemeinschaften nicht unterzeichnet haben, die der belgische Ratsvorsitz den EU-Mitgliedstaaten vorgelegt hat.

Italien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Lettland, die Tschechische Republik und die Slowakei unterschrieben die Erklärung nicht, die dagegen von Österreich unterstützt wird.

Soll zu Umsetzung nationaler Strategien verpflichten

Die Erklärung war anlässlich des Welttages gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie verfasst worden. Dem Text zufolge verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten zur Umsetzung nationaler Strategien für LGBTQ-Personen und für die Ernennung eines neuen EU-Kommissars für Gleichstellung in der neuen EU-Kommission, die aus den EU-Parlamentswahlen hervorgehen wird.

Die Unterzeichner fordern die EU-Kommission außerdem auf, in der nächsten Legislaturperiode eine neue Strategie für die Rechte von LGBTQ-Personen zu verfolgen und umzusetzen, ausreichende Mittel bereitzustellen und mit der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten.

Der ehemalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen vor einer möglichen Zusammenarbeit mit den Rechtskonservativen im Europaparlament gewarnt. Mit vielen Parteien, die sich in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) „zusammenrotten, kann es keine gemeinsame Zukunft geben“, sagte Juncker dem Schweizer „Tages-Anzeiger“.

Der Luxemburger betonte: „Mit der polnischen PiS oder mit FIDESZ von Viktor Orban (ungarischer Ministerpräsident, Anm.) darf es nicht unwidersprochen zu einer Koalition kommen.“ Gegen ein „derartiges Ausrutschen in die rechte Ecke“ werde er sich als Mitglied der Europäischen Volkspartei, zu der auch CDU und CSU gehören, energisch wenden. „Ich hoffe, dass die Brandmauer nicht wirklich bröckelt“, sagte Juncker.

Von der Leyen schloss Kooperation mit EKR-Fraktion nicht aus

In der EKR-Fraktion ist unter anderem die Rechtsaußen-Partei der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, Fratelli d’Italia, vertreten. Auch die nationalkonservative polnische Regierungspartei PiS zählt dazu. Die Abgeordneten der FIDESZ-Partei aus Ungarn gehören der EKR-Fraktion nicht an.

Von der Leyen hatte eine Kooperation mit der EKR für eine mögliche zweite Amtszeit nach der Europawahl im Juni kürzlich nicht ausgeschlossen. „Es hängt sehr stark davon ab, wie sich das Parlament zusammensetzt und wer in welcher Fraktion sitzt“, sagte sie Ende April.

Wenn die ehemalige deutsche Verteidigungsministerin nochmals an der Spitze der Brüsseler Behörde stehen will, muss sie nach der Europawahl vom EU-Parlament bestätigt werden.

Wirtschaft

Ein Schiedsgericht in St. Petersburg hat Vermögen mehrerer Banken, darunter der Deutschen Bank, in Russland eingefroren. Die Maßnahme erfolge auf Antrag von RusChimAllianz, einer Tochtergesellschaft von Gasprom zum Betrieb eines LNG-Terminals an der Ostsee, die gegen die Deutsche Bank Ansprüche von 238,61 Millionen Euro erhebt.

Das meldete heute die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS. Das Vermögen sei in Form von Wertpapieren, die der Deutschen Bank und anderen Gesellschaften mit deren Beteiligung gehören, sowie in Form von Immobilien und Geld auf Konten blockiert worden. Es handelt sich demnach nur um einen Teil des Vermögens der Bank in Russland.

Auch Gelder von UniCredit eingefroren

Zuvor hatte das Gericht auch Bankkonten und Vermögen der italienischen Bank UniCredit in Russland eingefroren. Betroffen sind zudem weitere Geldgeber. Hintergrund ist der geplatzte Bau des Terminals aufgrund der westlichen Sanktionen, für den die Banken mit gebürgt hatten.

RusChimAllianz will von UniCredit 444 Millionen Euro. Eingefroren werden sollen Vermögen im Wert von 463 Millionen Euro. UniCredit ist nach der Raiffeisenbank die größte noch aktive Auslandsbank in Russland und gehört nach ihrem Bilanzvermögen zu den größten 20 Banken im Land.

Chronik

Zehn Tage nach einem tätlichen Angriff auf den US-Schauspieler Steve Buscemi auf offener Straße in New York ist ein Tatverdächtiger in Haft. Ein 50-jähriger Mann sei gestern in New York festgenommen worden, berichteten US-Medien heute unter Berufung auf die Polizei. Dem mutmaßlichen Täter drohe eine Anklage wegen Körperverletzung, teilte die Polizei laut CNN mit.

Es werde dem Mann vorgeworfen, dem Schauspieler am 8. Mai ins Gesicht geschlagen zu haben. Kurz zuvor soll der Obdachlose einen 22-jährigen Mann ebenfalls auf offener Straße angegriffen haben.

„Opfer zufälliger Gewalttat“

Der Schauspieler („The Big Lebowski“, „Fargo“) erlitt bei dem Vorfall Prellungen, Schwellungen und Blutungen am linken Auge und kam in ein Krankenhaus. „Steve Buscemi wurde in Mid-Town Manhattan angegriffen, ein weiteres Opfer einer zufälligen Gewalttat in der Stadt“, teilte ein Sprecher des Schauspielers später mit. „Es geht ihm gut und er ist dankbar für alle guten Wünsche.“

In den vergangenen Monaten hatten bereits andere Menschen in sozialen Netzwerken von Angriffen durch Fremde auf New Yorker Straßen berichtet. Reality-Star und Unternehmerin Bethenny Frankel erzählte im März, ein Mann habe ihr ins Gesicht geschlagen. Ende März wurde laut US-Medien außerdem der Schauspieler Michael Stuhlbarg, der mit Buscemi in der Dramaserie „Boardwalk Empire“ spielt, von einem Mann mit einem Stein beworfen und im Nacken getroffen.

Die schweren Niederschläge in diesen Tagen haben in den Regionen Friaul und Venetien erhebliche Schäden verursacht. Die heftigen Wolkenbrüche, die vor allem in den friaulischen Provinzen Udine und Pordenone niedergingen, verwandelten Straßen in Flüsse. Häuser, Garagen und Keller wurden überflutet, rund 100 Einsätze in 15 Stunden wurden von den Feuerwehrteams von Pordenone bewältigt.

Überschwemmungen gab es in mehreren Gemeinden von Sacile bis Latisana. In San Vito al Tagliamento wurden 24 zum Teil überschwemmte Häuser beschädigt. Bäche und Kanäle traten über die über die Ufer. Mehrere Strandanlagen meldeten Schäden.

In einigen Berggemeinden in der Provinz Udine gab es Erdrutsche, zahlreiche Autos blieben in Unterführungen stecken. Zwei Männer saßen auf einer Sandinsel fest, die sich zwischen den Flüssen Meduna und Cellina unweit von Casarsa gebildet hatte. Sie wurden von einem Hubschrauber in Sicherheit gebracht. Die Pegel der Flüsse Tagliamento und Livenza stiegen stark an.

„Phänomen nur einmal in 300 Jahren“

Am Donnerstag und gestern fielen in den Karnischen Voralpen zwischen 100 und 150 Millimeter Regen, mit Spitzenwerten von mehr als 200 Millimetern. In der Ebene von Udine reichten die Niederschlagsmengen von 50 Millimetern in der östlichen Hügelzone bis zu 130 Millimetern in der Nähe des Tagliamento.

„Ein Phänomen dieses Ausmaßes kommt nur einmal in 300 Jahren vor“, betonte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. Er rief die Regierung in Rom auf, wegen der Wetterlage den Notstand in der Region Venetien auszurufen. So könnten Soforthilfen schneller lockergemacht werden.

Kultur

Indeed Unique hat „Die große Chance“ für sich genutzt. Die 58-köpfige Tanzgruppe aus Wien setzte sich bei der großen Frühjahrsshow des ORF durch und sicherte sich ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro.

Sie überzeugten das Publikum, das im Finale allein über den Sieger entscheiden konnte, mit ihrem Auftritt zum Song „Time“ von Hans Zimmer, wobei sie eine Botschaft zum wahren Sinn des Lebens in eine generationenübergreifende Choreografie verpackten.

Die Tanzgruppe „Indeed Unique“ im Finale von „Die große Chance“
ORF/Hans Leitner
Die Tanzgruppe Indeed Unique entschied das Finale für sich

Insgesamt hatten sich neun Acts bis ins Finale durchgekämpft. Bei „Die große Chance – Let’s sing and dance“ waren Gesangs- und Tanzdarbietungen in jeglicher Gruppengröße erlaubt. Die Tanzgruppe Limited Edition aus Graz hatte die Aufgabe, die Stimmung als erster Act aufrechtzuerhalten. Die jungen Frauen performten trotz Maturastress zu einer Reihe von Songausschnitten wie dem Partyhit „Let’s get loud“ von Jennifer Lopez.

Ruhiger ging es mit Anja und Jana weiter. Die beiden 16-jährigen Oberösterreicherinnen sangen auf einer Parkbank sitzend ihren eigenen Song „Ketten“. Zu Gitarren- und Streicherklängen regnete es Kirschblüten.

Harry Potter und Puccini

Seine Stimmgewalt stellte James Park aus Wien unter Beweis. Der 34-Jährige entschied sich für „Never Enough“ aus „The Greatest Showman“ und wurde dafür mit Standing Ovations belohnt. Auch die Jury, bestehend aus Christina Stürmer, Cesar Sampson und Thorsteinn Einarsson, zeigte sich begeistert.

In eine aufwendig gestaltete magische Welt entführten Dance Industry aus Klagenfurt. Die Tanzgruppe performte zu einer Reihe von Songs aus den Harry-Potter-Filmen. Emma Lisa aus Bad Sauerbrunn sang ihren Song „Ist das Liebe“, der ruhigere wie auch treibendere Passagen aufwies. „Man wird sich den Namen auf jeden Fall merken“, meinte Sampson. Stürmer zeigte sich von ihrer „markanten Stimme“ angetan.

Im Frack kam Paolo Scariano aus Klagenfurt auf die Bühne. Der Biologe gab die Arie „Nessun dorma“ von Giacomo Puccini zum Besten. Sein Traum: einmal in der Wiener Staatsoper beklatscht zu werden. Auf der ORF-Showbühne erntete er kräftigen Applaus und wurde letztlich mit dem dritten Platz belohnt.

Top Fünf aus Televoting

Zeltfeststimmung kam bei der mit Ziehharmonika und Ukulele ausgerüsteten Kerstin Schmidt aus Niederösterreich auf. Bei ihrem Song „Nenn mi Engerl“ schlossen sich gar Teile der Jury einer Partyschlange an. Sie erreichte den zweiten Platz. Als letzter erklomm Philip Piller mit seinem eigenen Song „Im Staub“ die Bühne.

Die fünf Talente mit den meisten Anrufen – Dance Industry, Philip Piller, Kerstin Schmidt, Indeed Unique, Paolo Scariano – wurden nach einem Televoting auf die Bühne gebeten. Drei davon mussten diese aber gleich wieder verlassen. Übrig blieben Kerstin Schmidt und Indeed Unique. Dass der Sieg letztlich an Indeed Unique ging, wurde in einem Stechen mittels Schnellvoting (90 Sekunden) entschieden.