Ausland

Nach einer nächtlichen Massenkundgebung gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ in Georgien haben Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten heute Früh ihren Protest fortgesetzt. Rund tausend Menschen harrten vor dem Parlament in der Hauptstadt Tiflis aus, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einem Medienbericht zufolge wurden 20 Menschen festgenommen, darunter seien auch zwei US-Bürger und ein Russe, berichtete die russische Nachrichtenagentur TASS.

Demonstranten vor dem georgischen Parlament
APA/AFP/Vano Shlamov

Das umstrittene Gesetzesvorhaben wurde inzwischen von einem Parlamentsausschuss gebilligt, heute ist die dritte und letzte Lesung im Parlament geplant.

Die seit Wochen anhaltenden Massenproteste richten sich gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“, das nach Ansicht von Kritikern „russische Verhältnisse“ in Georgien schaffen würde.

Dem von der Regierung vorgeschlagenen Gesetz zufolge sollen sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in Georgien behördlich registrieren lassen müssen. Auch unabhängige Medienorganisationen wären davon betroffen. Die Regierungsmehrheit der Partei Georgischer Traum will damit angeblich mehr Transparenz herstellen.

Im Streit über die Einstufung der AfD als rechtsextremer Verdachtsfall durch den deutschen Bundesverfassungsschutz hat das zuständige Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster die Berufungsklage der AfD abgewiesen.

Der Rechtsstreit zwischen der Partei und dem Verfassungsschutz geht seit mehreren Jahren. Nach einer erstmaligen Einstufung der Partei als Prüffall im Jahr 2019 wurde die Gesamtpartei schließlich im März 2021 als Verdachtsfall des Rechtsextremismus hochgestuft.

Das Verwaltungsgericht Köln wies im März 2022 eine dagegen gerichtete Klage der AfD ab. Nun bestätigte das OVG diese Entscheidung.

AfD will Urteil bekämpfen

Das neue Urteil ist nicht rechtskräftig. Das Gericht ließ zwar keine Revision zu, die AfD kann aber einen Antrag auf Zulassung am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig stellen. Das kündigte die AfD auch an: „Wir werden selbstverständlich die nächste Instanz anrufen“, sagte AfD-Bundesvorstandsmitglied Roman Reusch laut einer Mitteilung der Partei.

China nimmt Amnesty International zufolge im Ausland studierende chinesische Staatsbürgerinnen und -bürger wegen deren politischen Engagements ins Visier.

In China lebende Familienmitglieder im Ausland wohnhafter Studierender hätten Drohungen erhalten, nachdem sie Veranstaltungen zum Gedenken an die blutige Niederschlagung der Tian’anmen-Proteste im Jahr 1989 besucht hatten, hieß es in einem heute veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Den Familienmitgliedern sei unter anderem mit „dem Entzug ihrer Pässe, dem Verlust ihres Jobs, dem Ausschluss von Beförderungen und Rentenleistungen oder sogar der Einschränkung ihrer körperlichen Freiheit“ gedroht worden. Für den Bericht sprach Amnesty mit Dutzenden Studierenden in acht europäischen und nordamerikanischen Ländern.

NGO: Studierende beklagen Überwachung

Studierende hätten zudem berichtet, dass ihre Kommunikation über chinesische Onlinedienste überwacht und in einigen Fällen blockiert worden sei, hieß es in dem Bericht. Ein Student sagte Amnesty demnach, dass die Polizei seinen Eltern Protokolle seiner Unterhaltungen im Onlinedienst WeChat gezeigt habe.

Studierende erzählten davon, dass sie sich in Kursen und ihrem sozialen Umfeld selbst zensieren würden und beklagten psychische Probleme wegen des Gefühls ständiger Überwachung.

China duldet keinen politischen Dissens und geht mit ausgefeilten technischen Mitteln und Einschüchterung gegen Demonstrierende und Aktivisten sowie Aktivistinnen im eigenen Land vor. Allerdings wies die Regierung in Peking in der Vergangenheit Vorwürfe zurück, dass sie im Ausland lebende Bürger ins Visier nehme. Zu dem nun veröffentlichten Bericht äußerte sich Peking nicht.

Mitten im Gaza-Krieg gedenkt heute Israel seiner seit der Staatsgründung gefallenen Soldatinnen und Soldaten. Der Gedenktag, der dem Unabhängigkeitstag vorausgeht, steht ganz im Zeichen des Überfalls der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober mit mehr als 1.400 Toten und Hunderten Entführten. Seit Kriegsbeginn sind mehr als 600 Soldatinnen und Soldaten gefallen.

Der Tag zeigt auch den Konflikt vor allem zwischen dem rechtspopulistischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und seiner Regierung und jener Bewegung, die für die Befreiung der noch in Hamas-Gewalt verbliebenen Geiseln eintritt.

Die Angehörigen und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer werfen der Regierung vor, nicht genug zu tun, um die Geiseln freizubekommen, und entsprechende Verhandlungen mit der Hamas immer wieder zu torpedieren.

Die Fortführung des Krieges, der auf palästinensischer Seite laut Hamas-Angaben mittlerweile fast 35.000 Menschen das Leben kostete, sei Netanjhau wichtiger als die Freilassung der Geiseln.

Dafür verlangt die Hamas das Ende des Krieges. Das aber wolle Netanjahu möglichst lange hinauszögern, da es in Israel Neuwahlen bedeuten würde, so die übereinstimmende Einschätzung zahlreicher israelischer Kommentatorinnen und Kommentatoren.

Auslöschen von Fackeln

Aus Sorge vor Protesten und Tumulten bei den offiziellen Feiern auf den Militärfriedhöfen hat die Regierung viele der traditionellen Auftritte von Ministerinnen und Ministern abgesagt. Die Angehörigen der Geiseln kündigten an, aus Protest die übliche Zeremonie, das Anzünden einer Fackel, umzukehren: Sie werden – als Symbol für die „vergessenen“ Geiseln – Fackeln auslöschen.

In den USA ist der beliebte Komiker Jerry Seinfeld bei einer Abschlussfeier einer renommierten Universität von propalästinensischen Studentinnen und Studenten ausgebuht worden.

Wie Anwesende in Onlinenetzwerken berichteten, verließen während der Zeremonie an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina gestern Dutzende die von Tausenden Studenten besuchte Feier. Mehrere der Protestierenden trugen palästinensische Flaggen.

Jerry Seinfeld
AP/Duke University/Bill Snead

Seinfeld, der seit seiner erstmals in den 1990er Jahren ausgestrahlten gleichnamigen Sitcom international bekannt ist, galt lange als unpolitisch. Seit Beginn des vom Angriff der Hamas auf Israel ausgelösten Gaza-Krieg hat er allerdings mehrfach öffentlich Partei für Israel ergriffen.

Ehrendoktorwürde verliehen

Unter anderem reiste er nach Tel Aviv und traf sich dort mit Angehörigen der am 7. Oktober von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas entführten Geiseln. Seinfeld und seine Frau Jessica engagieren sich zudem in Onlinenetzwerken gegen Antisemitismus.

Auf der Feier an der Duke University wurde dem 70-jährigen Seinfeld unter dem Jubel vieler Teilnehmer ein Ehrendoktortitel verliehen. In seiner Rede sprach er nicht über den Krieg im Gazastreifen.

In den USA halten seit Wochen Proteste an Hochschulen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen an. Die Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen nach Israel zu kappen. Israel-Unterstützer haben antisemitische Vorfälle während der Uniproteste angeprangert.

Inland

Um Fachkräfte für den heimischen Arbeitsmarkt zu gewinnen, schließt Österreich Abkommen mit Drittstaaten. Heute werden Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf (beide ÖVP) mit der indonesischen Arbeitsministerin Ida Fauziyah ein Memorandum of Understanding unterzeichnen, um die Zusammenarbeit im Bereich qualifizierter Fachkräfte auszubauen, teilte das Wirtschaftsministerium gestern in einer Aussendung mit.

Bereits 2022 unterzeichnete ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher eine Vereinbarung über die vertiefte Zusammenarbeit im Bereich der dualen Lehrlingsausbildung. Da Indonesien auf eine junge Bevölkerung mit einem guten Ausbildungsniveau verweisen könne, sei es ein wichtiges Fokusland, um Fachkräfte für Österreich zu gewinnen, teilte das Ministerium weiters mit.

Mehr Fachkräfte nach Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte

Der Zuzug qualifizierter Fachkräfte aus Drittstaaten konnte durch die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte deutlich gesteigert werden, sieht sich das Ministerium in den Bemühungen bestätigt. In den zwölf Monaten vor der Reform seien 5.381 Karten ausgestellt worden, nach der Reform waren es 7.860 Karten.

Heuer wurden bereits 3.258 Karten ausgestellt, teilte das Ministerium weiters mit. „Deshalb können wir aus heutiger Sicht davon ausgehen, dass bis Ende des Jahres 2024 rund 10.000 Rot-Weiß-Rot-Karten an qualifizierte Fachkräfte ausgestellt werden können“, so Kocher.

„Aufgrund der Demografie und des sich dadurch weiter verschärfenden Arbeitskräftemangels ist es aber nötig, Fachkräfte aus Drittstaaten nach Österreich zu holen“, sagte Kopf. Und: „Rund ein Drittel aller Rot-Weiß-Rot–Kartenausstellungen entfielen auf die Tourismusbranche“, zeigte sich Kraus-Winkler erfreut, für die personalintensive Tourismusbranche Mitarbeiter zu gewinnen.

Wirtschaft

Die Konjunktur in Österreich wird sich nach WIFO-Einschätzung vorerst nur äußerst zaghaft erholen. Die Einschätzungen der Bau- und Industrieunternehmen seien anhaltend pessimistisch, geht aus dem heute veröffentlichten WIFO-Konjunkturtest hervor. Marktdienstleister sind hingegen großteils optimistischer gestimmt. Allerdings sei das Verbrauchervertrauen nach wie vor sehr gering.

Zuletzt stiegen auch die Preise nicht mehr so stark. Niedrigere Produzentenpreise senkten die Verbraucherpreisinflation von 4,1 Prozent im März auf 3,5 Prozent im April.

Schnellschätzung: Nur 0,2 Prozent Wachstum in erstem Quartal

Im ersten Quartal dürfte Österreichs Wirtschaft laut einer Schnellschätzung des WIFO nur um 0,2 Prozent gestiegen sein – nach einer Stagnation im Schlussquartal 2023. In der Industrie und im Bauwesen sank die Wertschöpfung erneut. Nur konsumnahe Marktdienstleistungen expandierten und stützten damit die Gesamtwirtschaft.

Die schwache Konjunktur macht sich nun auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: So ging die Beschäftigung in der Industrie, im Bauwesen und in einigen Dienstleistungsbereichen gegenüber dem vierten Quartal 2023 empfindlich zurück. Nur in öffentlichkeitsnahen Dienstleistungsbereichen gab es erneut ein Beschäftigungsplus.

Der Boom bei E-Autos flaut ab. Im April sind heuer deutlich mehr Personenkraftwagen neu zum Verkehr zugelassen worden als vor einem Jahr. Die Pkw-Neuzulassungen legten um 15,3 Prozent auf 21.337 zu.

Der Zuwachs gehe aber „vor allem auf einen deutlichen Anstieg der Zulassungen von Verbrennern und Hybriden zurück, während die Nachfrage nach Elektroautos im April den dritten Monat in Folge rückläufig war“, sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas laut Aussendung von heute.

Im Vergleich zum April des Vorjahres kletterte die Zahl der neu zugelassenen Pkws mit konventionellem Verbrennermotor um ein Viertel (plus 25,2 Prozent) auf 12.267. Auch Hybridautos waren stärker gefragt, die Nachfrage nach Benzinhybriden legte etwa um 10,9 Prozent auf 4.555 Autos zu. Rein elektrisch fahrende Pkws waren hingegen weniger beliebt, hier wurden mit 3.232 um 4,8 Prozent weniger Autos neu zum Verkehr zugelassen.

Chronik

Tausende Menschen sind im Westen Kanadas auf der Flucht vor Waldbränden. „Die Brände sind wirklich überall um uns herum, vom Westen bis zum Nordosten“, sagte Rob Fraser, Bürgermeister der Kleinstadt Fort Nelson in der Provinz British Columbia, der Nachrichtenagentur AFP.

Ein nur wenige Kilometer von der Stadt entferntes Feuer verdoppelte seine Ausdehnung innerhalb eines Tages auf mehr als 4.000 Hektar und könnte nach Einschätzung der Brandschutzbehörden bereits heute die ersten Wohnhäuser erreichen.

Bereits vergangene Woche wurden fast 3.500 Menschen aus Fort Nelson in Sicherheit gebracht. Bürgermeister Fraser forderte auch die verbliebenen Menschen auf, die Stadt zu verlassen.

Rauchschwaden bei einem Brand in Kanada
APA/AFP/Alberta Wildfire Service

In der Nachbarprovinz Alberta wüteten 44 Waldbrände. Die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt Fort McMurray bereiteten sich wegen eines nur 15 Kilometer entfernten Feuers darauf vor, möglicherweise ebenfalls in Sicherheit gebracht zu werden.

Nach der Ziehung von Lotto „6 aus 45“ gibt es zwei Hauptgewinne im Wert von jeweils 1.731.811,5 Euro.

Es wurden folgende Gewinnzahlen ermittelt:

1 5 14 25 29 35/Zusatzzahl: 26

Die richtigen LottoPlus-Zahlen:

5 10 17 23 26 27

Die richtige Joker-Zahl:

3 7 6 2 6 9

Alle Angaben ohne Gewähr

Kultur

Die Österreichische Nationalbibliothek hat einen rund 2.000 Archivalien umfassenden Teilnachlass des Schriftstellers Peter Altenberg (1859–1919) erworben. Dieser ergänze und erweitere die bereits an der ÖNB vorhandenen Materialien „um ein Vielfaches“, wie es heute in einer Aussendung heißt.

Altenberg zählt neben Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Felix Salten und Arthur Schnitzler zu den bedeutendsten Repräsentanten der Wiener Moderne um 1900.

Der als „Wiener Original“ auftretende Altenberg hatte eine Neigung zur Pädophilie, die in der Literaturgeschichtsschreibung größtenteils ausgeblendet worden sei, in seinen Prosaminiaturen und in den beschrifteten Fotos junger Mädchen jedoch zum Ausdruck komme und von keiner Interpretation überdeckt werden könne, so die ÖNB. Der Besitz von Missbrauchsdarstellungen ist in Österreich mittlerweile strafbar.

Manuskripte und umfangreiche Korrespondenz

Der nun erworbene Bestand umfasst Entwürfe, Werkmanuskripte und beschriebene Foto- und Postkarten, zwei bedeutende Ansichtskartenalben und weitere Lebensdokumente. Weiters enthalten ist eine mehrere hundert Briefe umfassende Korrespondenzsammlung.

Der nun erworbene Nachlassbestand stammt aus einer ehemals privaten Sammlung des Wiener Literatur- und Kunsthistorikers Franz Glück, der nach dessen Ableben in den 1980er Jahren vom deutschen Kunsthistoriker und Sammler Volker Kahmen erworben und im Jahr 2000 Bestandteil des von Kahmen gegründeten und geführten Literatur- und Kunstinstituts Hombroich nahe Neuss in Nordrhein-Westfalen wurde.