Ausland

Die Türkei hat einem Medienbericht zufolge den Handel mit Israel komplett ausgesetzt. Die Agentur Bloomberg beruft sich auf zwei türkische Regierungsvertreter, die mit dem Vorgang vertraut seien.

Seit heute seien alle Ein- und Ausfuhren unterbrochen. Offizielle Stellungnahmen liegen noch nicht vor.

Im jahrelangen Streit über die Befreiung ultraorthodoxer Juden vom Militärdienst in Israel hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut einen Aufschub zur Vorlage eines neuen Wehrpflichtplans bekommen. Der Oberste Gerichtshof verschob heute die Frist auf den 16. Mai.

Das Gericht, das sich mit Einsprüchen befasst, in denen die jahrzehntealte Befreiung als diskriminierend bezeichnet wird, hatte ursprünglich den 31. März als Frist gesetzt. Die Regierung hatte aber mit Verweis auf den Gaza-Krieg eine Verlängerung bis zum 30. April erreicht und in der vergangenen Woche einen weiteren Aufschub beantragt.

Dank der erneuten Fristverlängerung könnte Netanjahu um eine öffentliche Debatte über das brisante Thema vor dem israelischen Gedenktag für gefallene Soldaten am 13. Mai und dem Unabhängigkeitstag am 14. Mai herumkommen.

Die Ultraorthodoxen machen 13 Prozent der zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Israels aus, aufgrund ihrer hohen Geburtenrate dürfte der Anteil bis 2035 voraussichtlich auf 19 Prozent steigen.

Wirtschaftsfachleute verweisen in der Debatte auch auf ein wirtschaftliches Argument gegen die Ausnahmeregelung: Die Befreiung von der Wehrpflicht halte einige Bürger unnötigerweise vom Arbeitsmarkt fern, was eine zunehmende Belastung für die steuerzahlende Mittelschicht sei.

Carla Bruni-Sarkozy, Ehefrau des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, steht im Verdacht, ihren Mann in einer Affäre um mutmaßliche Wahlkampfgelder aus Libyen auf illegale Weise unterstützt zu haben.

Die Sängerin wurde heute erstmals nicht als Zeugin, sondern als Verdächtige befragt, wie die Nachrichtenagentur AFP heute aus Justizkreisen erfuhr.

Mittelsmann zog Aussagen zurück – Justiz vermutet Bestechung

In dem seit Oktober 2023 laufenden Verfahren gegen Sarkozy und mehrere weitere Verdächtige geht es um die Aussagen des franko-libanesischen Mittelsmannes Ziad Takieddine.

Dieser hatte Sarkozy zunächst belastet. Er hatte vor Gericht ausgesagt, 2006 und 2007 Koffer voller Bargeld des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi an Sarkozy übergeben zu haben.

Später nahm Takieddine seine Aussagen überraschend zurück. Die Justiz ermittelt gegen Sarkozy und seine PR-Beraterin Michele Marchand wegen Zeugenbestechung.

Nachrichten von Handy gelöscht

Sarkozys Frau, die 2023 lediglich als Zeugin angehört worden war, ist mittlerweile selber in Verdacht geraten: Den Ermittlern war aufgefallen, dass Bruni-Sarkozy sämtliche Nachrichten gelöscht hatte, die sie mit der PR-Beraterin ausgetauscht hatte – kurz bevor die Justiz ein Verfahren gegen die PR-Beraterin einleitete.

Inland

Die letzte reguläre Befragungswoche des U-Ausschusses zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ wird ohne Herbert Kickl über die Bühne gehen. Der FPÖ-Chef teilte der Parlamentsdirektion heute Nachmittag mit, er sei kommende Woche auf Urlaub. Stattdessen wird nun der Geschäftsführer der Agentur signs (ehemals ideen.schmiede) für 7. Mai geladen.

Die Fraktionen hatten einen zweiten Auftritt Kickls fix eingeplant. Die anderen vier Parlamentsparteien sahen in seinem ersten Auftritt Mitte April ein „abgekartetes Spiel“ zwischen Kickl und seinem Generalsekretär, Christian Hafenecker, der die FPÖ-Fraktion im Ausschuss führt.

Viel Handhabe dürften die Fraktionen aber nicht mehr haben. Der Ausschuss neigt sich dem Ende zu, und aufgrund der knappen Ausstellung der Ladungen können keine Beugestrafen mehr beantragt werden.

Scharfe Kritik der anderen Parteien

Die anderen Fraktionen kritisierten die Absage des FPÖ-Klubchefs im Nationalrat, vor dem U-Ausschuss des Nationalrats zu erscheinen, scharf.

„Der Erklärungsbedarf Herbert Kickls wird täglich größer, die Bereitschaft für Antworten jedoch immer kleiner“, so ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger in einer Aussendung. Das Nichterscheinen Kickls sei „umso skandalöser“, als in der kommenden Woche neben dem U-Ausschuss auch eine bereits im Sommer 2023 beschlossene parlamentarische Ausschusswoche als Vorbereitung auf die Plenartage von 15. bis 17. Mai stattfindet. „Kickl wusste bereits seit Juli des Vorjahres vom Ausschussprogramm in dieser Woche und plant dann genau für diese Zeit einen Urlaub“, kritisierte Hanger.

Kickl war bei seiner ersten Befragung wegen Treuhandverträgen im Umfeld der PR-Agentur Ideenwerkstatt bzw. signs unter Druck geraten. Zuletzt hatte die WKStA auf Anweisung der Oberstaatsanwaltschaft gegen die frühere FPÖ-Ministerriege, darunter Kickl, Ermittlungen wegen des Verdachts der Inseratenkorruption eingeleitet.

NEOS sieht „politischen Skandal“

Einen „politischen Skandal“ ortete auch NEOS-Fraktionsführer Yannick Shetty. Seine Partei werde nun den Druck erhöhen, dass auch die FPÖ nach der Wahl einen Russland-U-Ausschuss ermögliche. Kein gutes Haar ließ auch die grüne Fraktionsführerin Meri Disoski am blauen Parteichef: „Wenn es darum geht, für etwas geradezustehen, packt Kickl seine sieben Sachen und ist weg. Wie soll sich die Bevölkerung auf so jemanden verlassen?“

FPÖ verteidigt Kickl

„Kein Verständnis für den an Hass kaum zu überbietenden Kommentar“ habe indes Christian Hafenecker, wie er in einer an Hanger adressierten OTS festhielt, in der er zur Verteidigung seines Parteichefs ausrückte. Die Absage sei im Einklang mit der Geschäftsordnung erfolgt, die ÖVP habe den U-Ausschuss als Bühne für „hilflose Schmutzkübelaktionen“ gegen die FPÖ missbraucht.

Signs-Geschäftsführer und Ex-FPÖ-Gemeinderat

Am Dienstag bleibt den Fraktionen somit neben dem signs-Geschäftsführer, der zu etwaigen „Treuhandverträgen“ mit Kickl befragt werden soll, noch Alexis Pascuttini als Befragungsperson. Der mittlerweile aus der Grazer FPÖ ausgeschlossene Gemeinderat hatte bereits angekündigt, alle Fragen beantworten zu wollen. Auf diese Bereitschaft wird es bei seiner Befragung auch ankommen, denn der Finanzskandal der Grazer Freiheitlichen ist nicht wirklich vom Gegenstand gedeckt.

Verbandsklagen werden in Österreich neu geregelt. Ein entsprechender Gesetzesentwurf des Justizministeriums ist heute in Begutachtung gegangen – damit wird eine EU-Richtlinie in nationales Recht überführt, bei deren Umsetzung Österreich in Verzug war.

Verbandsklagen einbringen können demzufolge gesetzliche qualifizierte Einrichtungen wie Arbeiter- und Wirtschaftskammer sowie der Verein für Konsumenteninformation bzw. durch Bescheid anerkannte qualifizierte Einrichtungen.

Über Verbandsklagen sollen Großschadensereignisse mit vielen einzelnen geschädigten Verbraucherinnen und Verbrauchern rascher abgewickelt werden.

Qualifizierte Einrichtungen als Kläger

Konsumentinnen und Konsumenten müssen dafür nicht selbst klagen, sondern können das qualifizierten Einrichtungen überlassen. So können sie ihren Aufwand bzw. das Prozessrisiko minimieren.

Das neue Qualifizierte-Einrichtungen-Gesetz (QEG) soll Anerkennung, Aufsicht und Befugnisse dieser Institutionen regeln. Voraussetzung für deren Zulassung ist eine öffentliche Tätigkeit zum Schutz von Verbraucherinteressen, außerdem dürfen sie keinen Erwerbszweck haben und nicht unter Einfluss eines Unternehmens stehen.

Anerkannt werden sie entweder direkt im Gesetz oder mittels Bescheid durch den Bundeskartellanwalt. Das könnte eine Ausweitung der Klagebefugnisse bringen: Derzeit können nur Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Arbeiterkammer sowie der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB), der Seniorenrat und der Verband für Konsumenteninformation (VKI) Verbandsklagen führen.

Der Gemeindebund ist weiterhin gegen das 2,5-Hektar-Ziel, um den Bodenverbrauch in Österreich zu reduzieren. Bestätigt sah diese Haltung Präsident Johannes Pressl (ÖVP) von einer Umfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, bei der sich 70 Prozent gegen diese Maßnahme aussprachen.

Stattdessen will der Gemeindebund im September ein „Maßnahmenbündel“ beschließen, mit dem der Verbrauch vermindert werden soll. Pressl sprach bei einem Pressegespräch heute in Wien beim 2,5-Hektar-Ziel von einem „Absolutismus“, bei dem die einzelnen Interessen „weiter einzementiert werden“.

Die Gemeinden würden vielmehr ein Bündel von Maßnahmen benötigen. Ziel sei, Altliegenschaften und brachliegendes Bauland zu mobilisieren, Ortskerne und Innenstädte zu verdichten und Leerstände wieder zu nutzen. Der vorgeschlagenen Besteuerung von Leerständen stand der Gemeindebund aber reserviert gegenüber.

Beharren auf Kompetenzen

Bestätigt sah sich Pressl durch eine Umfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern: Unter den 440 Rückmeldungen sprachen sich nur 16,5 Prozent für das 2,5-Hektar-Ziel aus, gleich 70 Prozent dagegen. Gleichzeitig befanden 71,1 Prozent die derzeit geltenden Vorschriften als zu streng.

Wegnehmen wollen sich die Gemeinden ihre Kompetenzen bei der Raumgestaltung aber nicht lassen: Gleich 98,1 Prozent wollten das weiterhin in ihrer Hand wissen.

Der Gemeindebund will im nächsten Schritt seinen im März präsentierten „Kommunalen Bodenschutzplan“ über den Sommer breit – auch unter Einbeziehung der Wissenschaft – diskutieren und im September beschließen. Der Beschluss werde dann der kommenden Regierung übergeben.

Kritik von Grünen und Umweltschutzorganisationen

Kritik kam umgehend von der Generalsekretärin der Grünen, Ogla Voglauer. Sie verwies auf eine Umfrage der Hagelversicherung, wonach sich 82 Prozent der Menschen in Österreich für das verbindliche Ziel von höchstens 2,5 ha Bodenverbrauch pro Tag aussprechen.

Es sei „geradezu respektlos, dieses Anliegen mit einer Scheinumfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern wegwischen zu wollen“, so Voglauer. Unverständnis äußerten auch der WWF und Greenpeace. Die Umweltschutzorganisationen sprachen sich einmal mehr für verbindliche bundesweite Ziele aus.

Die Polizei hat im vergangenen Jahr ein Plus von 9,4 Prozent in der Anzeigenstatistik bei Internetkriminalität registriert. Mit 65.864 Fällen 2023 setze sich der Aufwärtstrend bei Cybercrime fort, wie Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts, und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) heute bei der Präsentation des Cybercrime-Lageberichts sagten. Betrugsdelikte machten dabei erneut den größten Teil der Anzeigen aus, hieß es.

Holzer verwies auf einen neuen Höchststand von 34.069 angezeigten Fällen und ein Plus von 23,3 Prozent im Vergleich zu 2022 beim Deliktsfeld Betrug. Darunter summiert die Polizei unter anderem betrügerische Anrufe und Investitionsangebote, falsche Gewinnversprechen sowie „Love-Scams“, Phishing-Attacken und betrügerische Aktivitäten im Onlinehandel.

Grafik zu Cybercrime
Grafik: APA/ORF; Quelle: BMI

„Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg“

Neben einzelnen Tätern hätten vor allem organisierte Tätergruppen das vergangene Jahr dominiert, hieß es. „Der digitale Wandel hat schlussendlich auch die kriminelle Welt erfasst“, resümierte Holzer bei der Pressekonferenz. „Die Kriminellen haben sich angepasst und arbeiten unter dem Motto ‚minimaler Aufwand, maximaler Erfolg‘.“

Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 31,6 Prozent. „Es ist unser Wille, hier besser zu werden“, sagte Karner. Er erwähnte in diesem Zusammenhang erneut die Schaffung der in der jüngsten Kriminaldienstreform vorgesehenen Kriminalassistenzdienststellen (KAD) in den Regionen. „Die ersten 20 davon werden im Juni bereits ihren Dienst aufnehmen“, sagte Karner.

Ukraine-Krieg

Im Hafen der ukrainischen Stadt Odessa ist offiziellen Angaben zufolge nach einem Raketeneinschlag ein Großbrand ausgebrochen. Mindestens 13 Menschen seien verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Kiper in der Nacht auf heute auf Telegram mit.

Bilder und Videos zeigten Flammen in Odessa am Ort des Geschehens und große Rauchwolken, die in den Himmel stiegen. Laut einem Medienbericht wurde das Lagerhaus eines großen Post- und Kurierdiensts getroffen.

Eine russische Stellungnahme lag nicht vor. Odessa ist ein häufiges Ziel russischer Angriffe. In den vergangenen zwei Tagen wurden acht Menschen durch Raketeneinschläge in der Stadt getötet.

Feuerwehreinsatz in Odessa
AP/Ukrainian Emergency Service

Stromausfälle in Russland nach ukrainischen Angriffen

Ukrainische Drohnenangriffe führten wiederum zu Stromausfällen in mehreren russischen Regionen. Betroffen war neben der Grenzregion Kursk auch die zentralrussische Region Orjol.

Die Schäden seien entstanden, als Luftabwehreinheiten die Drohnen über den Bezirken Glasunowski und Swerdlowskaja abgefangen hätten, schrieb der Gouverneur der Region Orjol, Andrej Klitschkow, in der Nacht auf heute auf Telegram. Er machte keine Angaben zu Toten oder Verletzten.

Russische Armee nahm Dorf in Ostukraine ein

Einem russischen Agenturbericht zufolge nahm Russland unterdessen einen weiteren Ort in der Ostukraine ein: das Dorf Berdytschi rund 35 Kilometer nordwestlich der von Russland besetzten Stadt Donezk soll sich unter Kontrolle der russischen Armee befinden.

Die Schweiz hat heute mehr als 160 Delegationen offiziell zur geplanten Ukraine-Konferenz eingeladen. Sie findet am 15. und 16. Juni in einem Nobelhotel am Vierwaldstättersee, dem Bürgenstock, statt und wurde auf Bitten der Ukraine organisiert.

Das Treffen finde auf Ebene der Staats- und Regierungschefs und -chefinnen statt, teilte das Außenministerium in Bern mit. Russland sei „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht eingeladen.

Kein Interesse Moskaus

Die Schweiz habe sich immer offen dafür gezeigt, Russland zu diesem Gipfel einzuladen, erklärte die Schweizer Regierung. Doch Russland habe wiederholt und öffentlich erklärt, dass es kein Interesse an einer Teilnahme habe. „Die Schweiz ist überzeugt, dass Russland in diesen Prozess einbezogen werden muss“, hieß es aus Bern. „Ein Friedensprozess ohne Russland ist nicht denkbar.“

Ziel sei, ein gemeinsames Verständnis für einen möglichen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu entwickeln. Grundlage der Diskussionen ist die Friedensformel, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Herbst 2022 bei den Vereinten Nationen vorgestellt hat.

Kiew verlangt, dass Aggression bestraft, Leben geschützt, Sicherheit und territoriale Integrität wiederhergestellt und Sicherheit garantiert wird.

EU

Landwirte profitieren sechs Monate länger von vereinfachten Regeln für finanzielle Unterstützung vom Staat. Die Verlängerung werde es den Mitgliedsstaaten ermöglichen, Landwirten bis Ende Dezember bei Bedarf weiterhin bestimmte Beihilfen zu gewähren, teilte die EU-Kommission heute mit.

So können Bäuerinnen und Bauern, die von der Krise bzw. Sanktionen betroffen sind, bis zu 280.000 Euro pro Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Andere Bereiche der vereinfachten Staatshilferegeln sollen aber wie geplant früher auslaufen. Dazu zählen etwa Kompensationen für hohe Energiepreise.

Wenn der Staat ein Unternehmen etwa mit Geld bzw. Steuervorteilen unterstützen will, gelten in der EU eigentlich sehr strenge Regeln. Das soll verhindern, dass der Wettbewerb verzerrt wird, indem beispielsweise ein EU-Land durch seine Hilfe an ein Unternehmen einen Konkurrenten aus einem anderen Land aus dem Markt drängt.

Reaktion auf russischen Angriffskrieg in der Ukraine

Die Regeln zur einfacheren Staatshilfe waren eingeführt worden, um die Folgen von Russlands Krieg gegen die Ukraine abzufedern. Eine direkte Auswirkung des Krieges waren beispielsweise fehlenden Erntehelfer.

Indirekt wirkten die Sanktionen der EU gegen Russland. „Sie belasten auch die EU-Wirtschaft und werden das auch in den kommenden Monaten tun“, sagte die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager beim Beschluss der Regeln im März 2022.

Wirtschaft

Die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) will von ihren Plänen zum Kauf eines Anteils am Baukonzern STRABAG abrücken, sollte das Risiko von Sanktionsverletzungen bestehen. „Wenn wir uns mit dem Sanktions- und Compliance-Risiko nicht anfreunden können, müssen wir von diesem Geschäft Abstand nehmen“, sagte Bankchef Johann Strobl heute in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Ein möglicher Verkauf der russischen Tochterbank sei davon unbeeinflusst.

Die RBI will für rund 24 Prozent an der STRABAG rund 1,1 Milliarden Euro zahlen. Doch der Deal steht in der Kritik des US-Finanzministeriums, weil nicht klar ist, welche Rolle der sanktionierte russische Oligarch Oleg Deripaska bei dem Geschäft spielt. Die STRABAG-Aktien, die die RBI kaufen will, werden von einer russischen Firma gehalten, die bisher von Deripaska kontrolliert wurde.

Aktien derzeit eingefroren

Aufgrund der Sanktionsbestimmung sind die Aktien daher derzeit eingefroren. Zuletzt kam es allerdings zu einem Eigentümerwechsel – Rasperia wurde an eine russische Firma namens Iliadis verkauft, die laut RBI nicht sanktioniert ist. Da nicht klar ist, wer hinter Iliadis steht, befürchten die US-Behörden, dass Deripaska von dem Geschäft profitieren könnte. Sollte die RBI gegen Sanktionen verstoßen, droht ihr eine Strafe der US-Behörden.

„Wir werden mit dem Erwerb der Strabag-Anteile nicht fortfahren, wenn wir glauben, dass das Risiko von Sanktionen oder anderen Auswirkungen seitens einer der relevanten Behörden, einschließlich des US-Finanzministeriums und der OFAC, besteht“, sagte Strobl. Der Manager erklärte zudem, er habe den Behörden „sorgfältig zugehört“ und dass das geplante Geschäft weiter geprüft werden müsse.

Auch nach der sechsten Runde der Lohnverhandlungen für die Fahrradboten und Essenszusteller ist keine Einigung in Sicht, es droht ein weiterer Streik.

Die Gewerkschaft wirft den Arbeitgebern vor, nicht einmal die Inflation abgelten zu wollen, und fordert bessere Arbeitsbedingungen.

Der zuständige Fachverband Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer Österreich spricht wiederum von „realitätsfernen Forderungen“ und einer „fehlgeleiteten Symbolpolitik“ der Gewerkschaft.

Arbeitgeber sehen kleine Betriebe bedroht

Die geforderte Erhöhung der KV-Löhne um 8,7 Prozent sei überzogen und blende die wirtschaftliche Realität aus – die von der Arbeitgeberseite angebotene Erhöhung um 5,8 Prozent stelle „das Maximalangebot“ dar.

Katarina Pokorny, Mitglied des KV-Verhandlungsteams und Berufsgruppensprecherin der Fahrradboten im Fachverband Güterbeförderung, wirft der Gewerkschaft vor, sich in ihrer Argumentation nur auf zwei große Essenszustellerunternehmen – Lieferando und foodora – zu stützen. Die Leidtragenden seien kleine Betriebe, denen die Schließung drohe.

Pokorny verwies auf den Gastronomie-KV, wo man sich auf sechs Prozent Erhöhung, weitere zwei Prozent Plus im Herbst und eine Anpassung von ein Prozent über der rollierenden Inflation im nächsten Jahr geeinigt habe.

Gewerkschaft fordert „wertschätzendes Angebot“

Die Gewerkschaft vida mahnte die Arbeitgeberseite, keine unseriösen Vergleiche zu ziehen und betonte, weiter gesprächsbereit zu sein. „Die WKÖ und die Arbeitgeber haben es jetzt in der Hand, ein wertschätzendes und faires Angebot wie im Tourismus auf den Tisch zu legen“, so vida-Gewerkschafter Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße.

In die Verlängerung geht auch die Frühjahrslohnrunde der Industrie, wobei die neuen Löhne und Gehälter mit 1. Mai angehoben werden sollten. Offen ist die Papierindustrie mit 8.000 Beschäftigten, hier blieben bisher drei Gesprächsrunden ohne Ergebnis, die nächste Verhandlungsrunde ist am 7. Mai.

Musikerinnen und Musiker des weltweit größten Musiklabels Universal kehren auf die Plattform TikTok zurück. Nachdem Universal im Jänner im Zuge eines Streits über die Bezahlung die Musik von der beliebten Plattform zurückgezogen hatte, gibt es nun eine Einigung.

Universal und die beim Label unter Vertrag stehenden Musikerinnen und Musiker – darunter Superstars wie Billie Eilish und Ariana Grande – sollen künftig mehr verdienen.

Die ersten Informationen zu der Vereinbarung sind aber noch sehr allgemein. Darin ist nicht von erhöhten Lizenzgebühren oder Ähnlichem die Rede. Vielmehr heißt es, beide Unternehmen würden zusammenarbeiten, um TikToks wachsende E-Commerce-Möglichkeiten stärker auszunutzen. TikTok wolle zudem die Möglichkeiten für direkte Kommunikation zwischen Fans und Künstlern verbessern. All das klingt nach einem Ausbau des Merchandisings via TikTok.

IT

Ein neues KI-Modell namens „gpt2-chatbot“ sorgt derzeit für Aufsehen. Bisher ist unklar, wer das Modell entwickelte und von wem es online gestellt wurde. Eine Vermutung lautet, es könne sich um eine Chatbot-Version des fünf Jahre alten GPT-2-Modells von OpenAI handeln. Allerdings zeigt das Modell erstaunliche Fähigkeiten, die sogar die neueren Modelle GPT-3 und GPT-4 übertreffen.

Einige mutmaßen, dass es sich um einen geheimen Test von OpenAI für eine neue Version wie GPT-4.5 oder GPT-5 handelt. Andere spekulieren über eine Verbindung zum mysteriösen Q-Projekt von OpenAI. Eine Möglichkeit wäre auch, dass ein unabhängiger Entwickler das Modell von OpenAI aufgegriffen und weiterentwickelt hat.

Erstaunliche Fähigkeiten, aber auch Fehler

Nutzerinnen und Nutzer, die mit dem Modell interagiert haben, waren überrascht von seinen Fähigkeiten wie der Generierung von Computercode, dem Lösen von Rechenaufgaben und dem Ziehen logischer Schlüsse. Allerdings seien gelegentlich auch Halluzinationen und Fehler aufgetreten.

Die Herkunft und Funktionsweise des Modells sind noch nicht geklärt, da es mittlerweile von der Plattform entfernt wurde, auf der es zugänglich war. Es handelte sich dabei um die LMSYS Chatbot Arena – eine Art weltweite Rangliste für aktuelle Sprachmodelle, inklusive der Möglichkeit, verschiedene Modelle auszuprobieren und miteinander zu vergleichen.

Als Grund führte LMSYS „unerwartet hohen Datenverkehr“ und Kapazitätsgrenzen an. Die Entfernung führte zu Kritik an LMSYS, schließlich sei die Transparenz bei solchen Modellen unerlässlich.

Chronik

Durch die Überschwemmungen im ostafrikanischen Kenia sind nach jüngsten Angaben bereits mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. Seit März wurden landesweit 188 Todesopfer gezählt, wie das Innenministerium in Nairobi heute mitteilte. 90 Menschen würden noch vermisst.

Luftaufnahme zeigt überflutetes Resort
AP/Bobby Neptune

In der Zwischenbilanz war zudem von 125 Verletzten die Rede. Etwa 165.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen.

Dammbruch kostetet Dutzende Menschenleben

Besonders viele Opfer hatte es bei einem Dammbruch in der Nähe von Mai Mahiu rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi gegeben. Dort wurden laut Innenministerium bisher 52 Leichen geborgen, 51 Menschen werden noch vermisst.

Rettungseinsatz in Mai Mahiu
Reuters/Monicah Mwangi

Von den Überschwemmungen ist auch der Tourismus betroffen. Mitte der Woche hatten die Behörden mitgeteilt, dass durch das Hochwasser im berühmten Naturschutzgebiet Maasai Mara etwa hundert Urlauber eingeschlossen worden seien. Auf dem Land- und dem Luftweg seien 90 Menschen aus Maasai Mara gerettet worden, so das Innenministerium.

Ermittler aus Deutschland und mehreren Balkan-Ländern haben ein großes europaweites Netzwerk von Telefonbetrügern zerschlagen. Es handle sich bei dem Fall um den „wohl europaweit größten Callcenterbetrug“, erklärten mehrere Behörden heute gemeinsam in Stuttgart. 20 Menschen seien festgenommen und zwölf Callcenter zerschlagen worden.

Insgesamt seien in vier Staaten des Westbalkans und im Libanon Callcenter aufgedeckt worden. Die Betrüger sollen das gesamte Spektrum der Betrugsvarianten abgedeckt haben.

Beispielsweise sollen sie sich als nahe Verwandte, Bankangestellte, Mitarbeiter der Verbraucherzentrale und als Polizisten ausgegeben haben, um Opfer mit Strafandrohungen, Gewinnversprechen und Inkassoforderungen zu betrügen.

Razzien in mehreren Staaten

Am 18. April seien mehrere nationale und internationale Polizei- und Justizbehörden mit Durchsuchungen gegen das Netzwerk vorgegangen. Einsätze gab es in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, dem Kosovo und dem Libanon.

Koordiniert wurden die Einsätze von einem Staatsanwalt der europäischen Polizeibehörde Europol im niederländischen Den Haag. Insgesamt sei in rund 6.000 Fällen ein Schaden von rund zehn Millionen Euro verhindert worden.

Kultur

Die US-amerikanische Schauspielerin Meryl Streep bekommt bei der Eröffnung der Filmfestspiele Cannes eine Goldene Ehrenpalme. Das gab die Pressestelle heute bekannt. Die 74-Jährige sei zu Gast bei der Eröffnungszeremonie am 14. Mai. Streep erhielt vor 35 Jahren in Cannes den Preis als beste Darstellerin für den Film „Ein Schrei in der Dunkelheit“ von Fred Schepisi.

„Ich fühle mich unermesslich geehrt, die Nachricht von dieser prestigeträchtigen Auszeichnung zu erhalten“, wurde Streep zitiert. „Einen Preis in Cannes zu gewinnen, war für die internationale Künstlergemeinschaft schon immer die höchste Errungenschaft in der Kunst des Filmemachens.“

Schauspielerin Meryl Streep
Reuters/Mario Anzuoni

Festivalpräsidentin Iris Knobloch und Festivalleiter Thierry Fremaux teilten gemeinsam mit: „Wir alle haben etwas von Meryl Streep in uns!“ Sie erwähnten legendäre Filme der Schauspielikone wie „Kramer gegen Kramer“, „Sophies Entscheidung“, „Jenseits von Afrika“, „Die Brücken am Fluß“, „Der Teufel trägt Prada“ und „Mamma Mia!“.

„Weil sie fast 50 Jahre Kino umspannt und unzählige Meisterwerke verkörpert hat, ist Meryl Streep Teil unserer kollektiven Vorstellung, unserer gemeinsamen Liebe zum Kino“, hielten Knobloch und Fremaux fest.

Italien hat das Recht, den „Jugendlichen Sieger“, eine lebensgroße griechische Bronzestatue aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, zurückzuerhalten, die derzeit im Besitz des Getty-Museums in Malibu in Kalifornien steht.

Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) heute und wies damit die Beschwerde der Paul Getty Foundation wegen Verletzung des Eigentumsschutzes zurück. Das Museum hatte einen Rückgabebefehl Italiens abgelehnt.

Bronzestatue „Jugendlicher Sieger“ im Getty-Museum in Malibu in Kalifornien
APA/AFP/Getty Images/Mario Tama

Priorität von Schutz des kulturellen Erbes

In seinem Urteil erkannte der Straßburger Gerichtshof somit die Rechtmäßigkeit der von den italienischen Behörden ergriffenen Maßnahmen zur Rückführung des Kunstwerks an, das 1964 in der Adria vor der mittelitalienischen Region Marken gefunden worden war.

Laut dem Gericht stellt der Schutz des kulturellen und künstlerischen Erbes eines Landes auch aus rechtlicher Sicht eine Priorität dar.

Darüber hinaus sehen mehrere internationale Vorschriften das Recht vor, den illegalen Erwerb sowie die illegale Ein- und Ausfuhr von Gütern, die zum kulturellen Erbe eines Landes gehören, zu bekämpfen.

„Fahrlässig gehandelt“

Die Getty Foundation habe „fahrlässig oder nicht in gutem Glauben gehandelt, als sie die Statue erwarb, obwohl sie von den Forderungen des italienischen Staates und den Bemühungen um ihre Wiedererlangung Kenntnis hatte“, so das Gericht.

Die Entscheidung des italienischen Gerichts, die Einziehung des umstrittenen Eigentums vorzunehmen, sei deshalb „in einem angemessenen Verhältnis zu dem Ziel“ gestanden, „die Rückgabe der Statue sicherzustellen“. Der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano begrüßte das Urteil.

Das Getty-Museum weigert sich seit Jahren, Italien den „Jugendlichen Sieger“ zurückzugeben. Das oberste Gericht in Rom, die letzte Instanz im italienischen Justizsystem, hatte im Dezember 2018 einen Rekurs des Getty-Museums gegen einen Rückgabebefehl Italiens abgelehnt.

Panorama

Fans der Freikörperkultur können jetzt nackt an einem Traumstrand auf Sardinien heiraten. Die Gemeinde San Vero Milis im Norden der Insel erlaubt als erste Kommune in Italien, dass sich Paare an einem FKK-Strand ohne Kleidung trauen lassen können.

Bürgermeister Luigi Tedeschi hat sich mit der Gesetzgebung und erforderlichen Genehmigungen befasst und einen Ratsbeschluss ausgearbeitet, der den FKK-Strand von Is Benas nun zum Schauplatz einer standesamtlichen Hochzeit macht.

Den Anstoß dazu gab ein deutsches Paar mit seinem Wunsch, am Ende des Sommers unbekleidet heiraten zu können, berichteten lokale Medien. Der Strand von Is Benas ist einer von sechs FKK-Stränden auf Sardinien, zwei weitere werden demnächst eingerichtet.

Sardinien als „wahres Paradies“

„Sardinien ist ein wahres Paradies für diejenigen, die gerne in engem Kontakt mit der Natur leben. Wir wollen für die Entwicklung eines aktiven und umweltverträglichen Tourismus arbeiten“, sagte Tedeschi laut Medienangaben.

Die Initiative wird vom italienischen FKK-Verein Nudiverso unterstützt, der sich zum Ziel gesetzt hat, durch Festivals und Initiativen „die Kultur der Nacktheit“ in Italien zu verbreiten und zu fördern. Nacktbaden ist in Italien nur an einigen extra gekennzeichneten Strandabschnitten erlaubt.