Ausland

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor den Folgen einer möglichen Bodenoffensive der israelischen Armee in der Stadt Rafah im Gazastreifen gewarnt. Die Organisation sei zutiefst besorgt, dass eine großangelegte Militäroperation „zu einem Blutbad führen könnte“, teilte die WHO heute auf X (Twitter), mit. Eine große Offensive würde zudem das ohnehin bereits kaputte Gesundheitssystem in dem Küstengebiet weiter schwächen, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Nur ein Drittel der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen und 30 Prozent der Zentren für die medizinische Grundversorgung seien angesichts wiederholter Angriffe und des Mangels an lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern, Treibstoff und Personal in gewissem Umfang funktionsfähig, hieß es von der WHO weiter.

Mehr als 1,2 Mio. Menschen befänden sich derzeit in dem Gebiet, viele könnten nirgendwo anders hin. Eine neue Vertreibungswelle würde den Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Gesundheits- und Sanitärdiensten weiter einschränken, was zu vermehrten Krankheitsausbrüchen, einer Verschlimmerung des Hungers und weiteren Todesfällen führen würde.

In Georgien sind erneut Tausende Menschen gegen das geplante Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ auf die Straße gegangen. Die Demonstranten versammelten sich heute in der Hauptstadt Tiflis vor dem Hotel Paragraph, in dem Regierungsmitglieder an einem Forum der Asiatischen Entwicklungsbank teilnahmen, und zogen dann weiter zur Zentrale der Regierungspartei Georgischer Traum.

Die Zahl der Demonstrierenden fiel geringer aus als zuletzt, als Zehntausende Menschen protestierten und die Polizei mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen gegen die Versammelten vorging.

Die Proteste gegen das „russische Gesetz“ dauern in Georgien seit mehreren Wochen an. Der Gesetzesentwurf wurde am Mittwoch in zweiter Lesung verabschiedet. Er sieht vor, dass sich Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, in Georgien behördlich registrieren lassen müssen. Die Regierungspartei Georgischer Traum strebt das Inkrafttreten des Gesetzes für Mitte Mai an.

Nach dem aufsehenerregenden Mord an einem kanadischen Staatsbürger der Glaubensgemeinschaft der Sikhs hat die kanadische Polizei einem Bericht zufolge Mitglieder eines mutmaßlichen Tötungskommandos festgenommen. Die Männer sollen in verschiedenen Rollen am Mord von Hardeep Singh Nijjar im Juni vergangenen Jahres in Surrey an der kanadischen Westküste beteiligt gewesen sein, berichtete der öffentliche kanadische Sender CBC heute.

Die Gruppe, die von der indischen Regierung beauftragt gewesen sein soll, werde auch mit drei weiteren Todesfällen in Verbindung gebracht, darunter der Erschießung eines elfjährigen Buben in der Stadt Edmonton. Die Männer seien während Polizeieinsätzen in mindestens zwei Provinzen festgenommen worden, berichtete CBC weiter. Ermittlungsteams hätten sie bereits vor einigen Monaten identifiziert und seither eng überwacht.

Der Fall hatte die Beziehungen von Kanada und Indien an einen Tiefpunkt gebracht, weil Kanadas Premierminister Justin Trudeau der indischen Regierung die gezielte Tötung des Kanadiers mit indischen Wurzeln vorgeworfen hatte. Nijjar war ein bekannter Befürworter eines unabhängigen Staates für Menschen der Religionsgemeinschaft der Sikhs auf Indiens Staatsgebiet. Indische Behörden hatten ihn lange gesucht und ihm „Terrorismus“ vorgeworfen.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat eine Ausweitung ihrer Angriffe angekündigt. Ein Sprecher der Gruppe sagte heute, ab sofort sollten auch Handelsschiffe angegriffen werden, die im Mittelmeer unterwegs zu israelischen Häfen seien. Die Huthis verfügen nach Einschätzung von Fachleuten über Raketen mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern und könnten ihre Drohung somit theoretisch wahr machen.

Die mit dem Iran und der Hisbollah im Libanon verbündete Huthi-Miliz greift seit Monaten Handelsschiffe an, die an der Küste im Roten Meer und dem Arabischen Meer sowie dem weiteren Indischen Ozean vorbeifahren. Der Jemen liegt an einer der wichtigsten Handelsrouten weltweit, die Europa mit Asien verbindet.

Auch an dem iranischen Angriff auf Israel mit Raketen und Drohnen Mitte April sollen sich die Huthis beteiligt haben. Der Angriff wurde jedoch weitgehend von Israel und seinen Verbündeten abgewehrt.

Die Huthis wollen nach eigenen Angaben ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen erzwingen. Für den Fall einer Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Küstenstreifens kündigte der Huthi-Sprecher an, die Angriffe auf alle Schiffe auszuweiten, deren Betreiber mit Israel Geschäftskontakte unterhielten. Bisher wurden Schiffe ins Visier genommen, die von oder nach Israel unterwegs waren bzw. israelischen, britischen und US-amerikanischen Unternehmen gehören.

An der renommierten Pariser Universität Sciences Po hat die Polizei eine Sitzblockade von propalästinensischen Studierenden aufgelöst. 91 Menschen wurden aus dem Gebäude gebracht, hieß es heute von der Polizei. Der Einsatz sei ohne Vorfälle und ruhig verlaufen.

Schon seit Tagen demonstriert eine Gruppe Studierender gegen die Haltung ihrer Universität im Gaza-Krieg. Dabei äußerten sich einige auch antisemitisch. Auch an anderen Standorten der Sciences Po in Frankreich demonstrierten Studierende zuletzt und blockierten Gebäude. Gestern versuchte die Universitätsleitung, dem Konflikt mit einer großangelegten internen Debatte ein Ende zu setzen.

In Berlin kam es nach Polizeiangaben zu Einsätzen nach „volksverhetzenden Aufrufen“ an der Humboldt-Universität. Proteste gab es auch in Mexiko und Australien.

Über 2.000 Festnahmen bei Protesten an US-Unis

Bei den propalästinensischen Protesten an etlichen Universitäten in den USA sind laut Medienangaben in den vergangenen Wochen mehr als 2.000 Menschen festgenommen worden. Seit dem 18. April seien Festnahmen an mehr als 40 Hochschulen in mindestens 25 der 50 US-Staaten registriert worden, berichtete CNN. An zahlreichen weiteren Unis habe es Proteste, aber keine Festnahmen gegeben.

US-Präsident Joe Biden hatte Gewalt bei den Protesten gestern in einer Rede im Weißen Haus aufs Schärfste verurteilt. „Es gibt das Recht zu protestieren, aber nicht das Recht, Chaos zu verursachen“, sagte Biden.

Ukraine-Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einer bevorstehenden Ausweitung der russischen Angriffe gewarnt. „Wir stehen gerade vor einer neuen Phase des Krieges“, sagte Selenskyj heute während einer Ehrung von Armeeangehörigen in der Region Chmelnyzkyj. Dann fügte er hinzu: „Die Besatzer bereiten sich auf Versuche vor, die Offensivaktionen auszuweiten. Gemeinsam müssen wir (…) alles dafür tun, um diesen russischen Angriffsplan zu vereiteln.“

Aus Sicht der Ukraine, die sich bereits seit mehr als zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, ist die Lage an der Front derzeit sehr schwierig. Erst kürzlich bestätigte das ukrainische Militär einen Durchbruch der Russen unweit des Ortes Otscheretyne im östlichen Gebiet Donezk.

Milliardenschwere Hilfen des wichtigsten Verbündeten USA waren monatelang durch einen innenpolitischen Streit in Washington blockiert gewesen und wurden erst in der vergangenen Woche freigegeben. Nun hofft Kiew, dass die US-Waffen schnell ankommen.

Der britische Außenminister David Cameron gab der Ukraine heute bei einem Besuch in Kiew grünes Licht, britische Raketen auch in Russland selbst einzusetzen. Kiew entscheide selbst, wie und wo es seine Waffen einsetze, so Cameron laut BBC. Moskau reagierte empört.

Der Kreml nannte sowohl Camerons Aussage als auch jene von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der den Einsatz westlicher Soldaten im Ukraine-Krieg nicht ausschloss, als „gefährlich“.

Die Gefahr einer direkten Beteiligung Frankreichs an dem Konflikt steige damit, so Kreml-Sprecher Dimitri Peskow.
Peskow bezeichnete diese und Camerons Aussagen als „direkte Eskalation der Spannungen um den ukrainischen Konflikt, die potenziell eine Gefahr für die europäische Sicherheit und die gesamte Architektur der europäischen Sicherheit darstellen kann“.

Moskau warnt Kiew vor Angriff auf Krim-Brücke

In diesem Zusammenhang warnte Moskau Kiew vor einem „verheerenden Vergeltungsschlag“, sollte die Ukraine mit Unterstützung des Westens die Krim oder die Krim-Brücke angreifen. Die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, äußerte die Vermutung, die Regierung in Kiew plane einen Angriff vor oder am 9. Mai. An diesem Tag feiert Russland den Sieg der Sowjetunion über Deutschland im Zweiten Weltkrieg.

Die Krim-Brücke verbindet Südrussland mit der von Russland besetzten Halbinsel und war bisher zweimal Ziel von ukrainischen Angriffen. Die Ukraine erhielt jüngst ATACMS-Raketensysteme mit größerer Reichweite von den USA.

Inland

Die FPÖ schaltet aufgrund von Aktenlieferungen des Innenministeriums an den U-Ausschuss zum „rot-blauen-Machtmissbrauch“ den Nationalen Sicherheitsrat ein. Grund ist, dass das Ministerium heute trotz Warnung des Justizministeriums Akten übermittelt habe, sagte FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker.

Einen genauen Überblick über die übermittelten Akten habe er noch nicht, sagte Hafenecker. Es soll sich aber um Personalakten von in die Spionagecausa um den Ex-Verfassungsschützer Egisto Ott verwickelte Personen wie Ott selbst und seinen ehemaligen Vorgesetzten Martin Weiss bzw. um Unterlagen zu Disziplinarverfahren im Zusammenhang mit dem BVT-Skandal handeln.

Zuletzt hatte das Justizministerium auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft in einem Konsultationsverfahren darauf gedrängt, von der Übermittlung heikler Akten bzw. einer Ladung Otts in den Ausschuss abzusehen. Dadurch würden die Ermittlungen in der Causa gefährdet. Aufgrund der untrennbaren Verbindung der Verfahren gelte das auch für einzelne Aktenbestandteile.

Ministerium: Lieferung mit Staatsanwaltschaft abgestimmt

Im Innenministerium bestätigte man in einer der APA übermittelten Stellungnahme zwar den Beginn der Lieferung der vom Ausschuss angeforderten Personalakten. Hinsichtlich der Disziplinarakten erfolge aber „zu Inhalten aus strafprozessualen Ermittlungsverfahren eine enge Abstimmung mit der aktführenden Staatsanwaltschaft“.

Grundsätzlich sei die „umfassende Information von parlamentarischen Untersuchungsausschüssen durch Bundesministerien die Grundlage für demokratische Kontrollmechanismen“. Die Aktenlieferung erfolge auch entsprechend klassifiziert an den Untersuchungsausschuss.

Die Dokumente seien daher nur einem eingeschränkten Personenkreis – und auch das nur unter strengen Auflagen – zugänglich. Man arbeite gegenwärtig daran, auch die verbleibenden Akten ehest dem Parlament vorzulegen.

ÖVP bietet nach Kickl-Absage Ersatztage an

Indessen gab ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger bekannt, FPÖ-Chef Herbert Kickl sechs Ersatztermine anzubieten, nachdem dieser sein Kommen in den Untersuchungsausschuss am Dienstag aufgrund eines Urlaubs abgesagt hat. Möglich seien der 13., 14., 17., 21., 22. und 23. Mai, teilte er in einer Aussendung mit.

Der Beschluss eines Ersatztermins könne im Einvernehmen aller Parteien erfolgen, hieß es aus dem ÖVP-Klub. Regulär findet die letzte Sitzung am Mittwoch statt.

Die Freiheitlichen lehnen die Verlängerung des U-Ausschusses ab. Es sei unklar, wozu Hanger Kickl einladen wolle, finden an diesen Tagen doch keine U-Ausschuss-Sitzungen statt, sagte ein FPÖ-Sprecher zur APA. Der U-Ausschuss habe sich großteils außerhalb des Untersuchungsgegenstandes bewegt, man sehe keinen Grund, ihn nun auch noch zu verlängern.

Bei der AK-Wahl 2024 wurden in allen Bundesländern die amtierenden Präsidenten sowie in Wien Präsidentin Renate Anderl in ihren Ämtern bestätigt, wie die heute veröffentlichte Gesamtübersicht der Arbeiterkammer (AK) belegt. Die Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) stellen weiter die Mehrheit in sieben Bundesländern (Burgenland, Kärnten, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Wien), in Tirol und Vorarlberg sind weiter die Christgewerkschafter (FCG-ÖAAB) vorne.

Insgesamt gingen 57,14 Prozent der Stimmen an die FSG und 16,56 an die FCG-ÖAAB, im Vergleich zu 2019 bedeutet das ein Minus von rund drei bzw. zwei Punkten. Die Freiheitlichen Arbeitnehmer (FA) konnten von zuletzt 10,07 auf nunmehr 12,27 Prozent zulegen, die Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen (AUGE/UG) verloren leicht von 5,43 auf 4,51 Prozent.

Knapp zehn Prozent gingen an Listen, die nur in einzelnen Bundesländern antraten. Insgesamt werden in allen Arbeiterkammern 840 Mandate vergeben. Davon gingen diesmal 494 an die FSG (2019: 510), 147 an die FCG-ÖAAB (2019: 174), 104 an die FA (2019: 82), 34 an die AUGE/UG (2019: 42) und 61 Mandate an die sonstigen Listen (2019: 32).

Die Spitze der Bundesarbeitskammer wird traditionell vom Wiener Wahlsieger gestellt, das wäre also die schon bisherige AK-Präsidentin Anderl. Die Wahl findet bei der konstituierenden Hauptversammlung am 25. Juni statt.

Hochrangige Vertreter und Vertreterinnen der Republik haben heute anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) forderte in seiner Eröffnungsrede im Parlament die bedingungslose Solidarität mit Israel und kritisierte die EU, im Nahost-Konflikt die Terrororganisation Hamas nicht ausreichend verurteilt zu haben.

Sobotka ging eingangs auf die Geschichte Österreichs ein. In den 1920er und 1930er Jahren habe die deutsche Eugenik zu Repressionen gegen Juden und Jüdinnen geführt, heute sei es der „Postmodernismus“, „wo Israel zum Apartheidstaat denunziert wird“, was zu Übergriffen auf die jüdische Gemeinschaft führe.

„Die rechtsextreme Fratze“ kenne man schon lange, der Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel habe in der Linken zu offen gezeigtem Antisemitismus und Antizionismus geführt. Einmal mehr betonte Sobotka, dass Österreich „mit der Migration aus islamischen Staaten Antisemitismus importiert“ habe.

Viele Arten des Antisemitismus

Die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel ergänzte die drei von Sobotka angesprochenen „Strömungen“ des „linken, rechten und muslimischen Antisemitismus“ noch um den „mittig gerichteten Feuilleton-Antisemitismus“, den „seit jeher gebildet und moralisch überlegen auftretenden Antisemitismus“.

Am 7. Oktober habe nicht nur in Israel, sondern überall Juden und Jüdinnen die Wucht der Retraumatisierung getroffen. Der aktuelle Israel-Hass liege nicht im Nahost-Konflikt begründet, sondern habe den „alten Antisemitismus“ zum Ursprung, sagte Schwarz-Friesel.

„Seit seiner Gründung wird der jüdische Staat gehasst, weil er existiert, und nicht, weil er etwas tut“, sagte die Forscherin gegen Ende ihrer Rede, für die sie Standing Ovations erntete.

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) warnt vor einem Anstieg des „linken Antisemitismus“. Das Pendel habe „von rechts nach links ausgeschlagen“, sagte Edtstadler heute im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse auf US-Universitäten.

Der „linke Antisemitismus“ stehe jetzt auch hierzulande „im Fokus“, sagte sie. „Am linken Auge waren wir immer relativ blind, wir haben immer den Antisemitismus von rechts gesehen.“

Nach Ansicht Edtstadlers liegt ein Problem darin, dass es etwa zu gewissen Parolen wie „From the river to the sea, palestine must be free“ noch keine Judikatur gebe. Sie hofft, mit der Reform des Verbotsgesetzes bald erste Entscheidungen sehen zu können, „damit der Öffentlichkeit deutlich vor Auge geführt wird, dass das keine Kavaliersdelikte sind“, sondern „purer Antisemitismus ist“.

„Büchse der Pandora geöffnet“

Es scheine so, als habe der Angriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel eine „Büchse der Pandora geöffnet“, sagte Edtstadler mit Verweis auf den „explosionsartigen“ Anstieg bei antisemitischen Vorfällen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es 1,97 Vorfälle pro Tag, im Zeitraum 7.10. bis 31.12. allein waren es 8,31 Vorfälle, wie aus Zahlen der Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) hervorgeht. „Wir haben das Ausmaß von Antisemitismus unterschätzt.“

„Es war uns immer bewusst, es ist eigentlich unmöglich, ein Ende des Antisemitismus herbeizuführen, aber es ist notwendig, konsequent und permanent dagegen anzukämpfen in unserer Gesellschaft“, sagte Edtstadler.

Wirtschaft

Das deutsche Wirtschaftsministerium prüft jetzt ein geplantes Russland-Geschäft rund um die Raiffeisen Bank International (RBI). Wie das „Handelsblatt“ heute berichtete, wurde eine Investitionsprüfung eingeleitet. Geprüft werde auch, ob der geplante Aktienkauf gegen geltende Sanktionen verstoße.

Konkret geht es darum, dass die RBI über ihre russische Tochterbank Aktien des österreichischen Baukonzerns STRABAG kaufen will. Diese Aktien gehörten bis vor Kurzem noch dem mit Sanktionen belegten russischen Oligarchen Oleg Deripaska, der sie dann an ein anderes Unternehmen verkaufte, dessen Rolle unklar ist. Die RBI erhofft sich mit dem Deal, einen Teil ihrer bei einer russischen Tochter eingefrorenen Gewinne in Milliardenhöhe nach Österreich holen zu können.

RBI prüft selbst noch

RBI-Vorstandschef Johann Strobl hatte jedoch am Vortag bei der Präsentation der Quartalsergebnisse betont, dass seine Bank die geplante Transaktion noch prüft und den Deal auch abblasen könnte. „Wir werden den Erwerb der STRABAG-Anteile durch die Raiffeisen-Bank Russland nicht durchziehen, wenn wir glauben, dass ein Risiko von Sanktionen oder anderen negativen Folgen durch irgendwelche Behörden besteht“, sagte er und erwähnte insbesondere US-Behörden.

Die STRABAG hat zahlreiche deutsche Tochtergesellschaften. Deshalb kann das deutsche Wirtschaftsministerium laut Bericht auch in diesem Fall aktiv werden. Sollte die deutsche Regierung durch das Geschäft die nationale Sicherheit gefährdet sehen, könnte sie die potenzielle Transaktion untersagen oder mit Auflagen belegen.

Der rechtsnationale ungarische Regierungschef Viktor Orban klagt als Privatperson mehrere Medien, wie das Onlineportal Economx.hu heute berichtete. Demzufolge beanstandet Orban Presseberichte darüber, dass der österreichische Handelskonzern Spar verhindern will, dass Oligarchen, die Orban nahestehen, das Unternehmen erwerben könnten.

Das deutsche Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“ hatte im März geschrieben, Spar Österreich wolle „das Vermögen vor den Fängen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban sichern“. Aus diesem Grund strukturiere der Salzburger Konzern seine Geschäfte in Ungarn um und habe einen Teil seiner Vermögenswerte in die Schweiz verlagert.

Orban habe dem Handelsunternehmen bereits nahegelegt, „einen Verwandten an seiner ungarischen Tochter zu beteiligen“. Die „Lebensmittel Zeitung“ zitierte Spar-Österreich-Vorstandschef Hans Reisch dazu mit den Worten: „Im Grunde will die Regierung unser Unternehmen durch eine Beteiligung in ihren Besitz bekommen.“

Fünftgrößter Arbeitgeber Ungarns

Die ungarische Regierung hatte Anfang April angekündigt, den Spar-Konzern wegen „Verleumdung“ zu klagen. Spar ist mit 14.000 Beschäftigten der fünftgrößte Arbeitgeber Ungarns und der zweitgrößte Lebensmittelmittelhändler des Landes.

Zu den geklagten Medien gehören laut Medienberichten die Onlineportale 24.hu, 444.hu, das Klubradio, Hirklikk.hu, Economx.hu und Index.hu. Die Chefredakteure der betroffenen Medien bestätigten die Klagen.

Die betroffenen Redaktionen verteidigen sich damit, dass sie nur eine Meinung wiedergegeben hätten und Meinungen nicht berichtigt werden könnten. Ein betroffenes Portal ist sogar bereit, Spar-Vertreter als Zeugen vor Gericht vorladen zu lassen.

Chronik

Kenia hat mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Landesweit kamen bisher rund 200 Menschen bei den Unwettern ums Leben, Zehntausende Familien sind obdachlos. Das Innenministerium rief heute alle Menschen auf, innerhalb von 24 Stunden die Regionen der insgesamt 178 vollgelaufenen Staudämme und Wasserreservoirs zu verlassen.

Die Behörden des ostafrikanischen Landes wollen eine weitere Tragödie wie vor wenigen Tagen nach einem Dammbruch im Rift Valley mit 50 Toten vermeiden. Auch in den Nachbarstaaten toben schwere Unwetter. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Wassermassen verwandelten unter anderem die Mombasa Road in Nairobi, eine der wichtigsten Verkehrsadern und die Straße zum Flughafen, teilweise in eine Flusslandschaft. Zudem gab es einen landesweiten Stromausfall. Auch die Schulen des Landes blieben aufgrund der Krisenlage vorerst geschlossen.

Bei einem Großbrand in einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde hat sich heute eine riesige Rauchwolke über dem Westen der Stadt gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Großeinsatz aus und warnte vor möglichen Gesundheitsgefahren.

In der Halle seien Kupfercyanid und Schwefelsäure gelagert gewesen, und während des Brandes habe sich womöglich Blausäure gebildet, sagte ein Sprecher. In unmittelbarer Nähe seien gesundheitsgefährdende Stoffe gemessen worden. Verletzte gab es aber nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr nicht.

Ein Sprecher der Firma Diehl Metall, zu der das Werk gehört, sagte auf Anfrage, nach seinen Erkenntnissen sei keine gesundheitsgefährdende Belastung gemessen worden. Die genannten Chemikalien seien auch nur in geringen Mengen im Werk vorgehalten worden.

Eine Schule in der Nähe wurde geschlossen, das Lehrpersonal und Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt, wie der Feuerwehrsprecher sagte. Die Bevölkerung wurde per Warn-App alarmiert und zum Schließen der Fenster aufgefordert.

Großaufgebot der Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr war am Nachmittag dem Sprecher zufolge mit 180 Einsatzkräften an Ort und Stelle, hatte den Großbrand aber zunächst nicht unter Kontrolle. Sie alarmierte zusätzlich die Flughafenfeuerwehr sowie die Werksfeuerwehr des Bayer-Konzerns mit Fachkräften für Chemikalien.

Das Gebäude sei komplett in Flammen gestanden. Es sei zum „Durchbrand“ vom ersten Obergeschoß bis unter das Dach gekommen, sagte der Sprecher. Teile des Gebäudes seien eingestürzt. Das Feuer in dem Betrieb war am Vormittag ausgebrochen. Ein Technikraum im ersten Obergeschoß eines Fabrikgebäudes brenne „in voller Ausdehnung“.

Flammen schlagen bis in den Himmel

Umliegende Straßen wurden den Beobachtungen eines dpa-Reporters zufolge gesperrt. Die Flammen schlugen bis in den Himmel. Ein starker Rauchgeruch lag in der Luft. Über dem Gebäude bildete sich eine riesige Rauchwolke. Ein benachbarter Supermarkt war ganz in weißen Rauch eingehüllt. Die Umgebung ist eine Mischung aus Gewerbegebiet, Kleingärten, Wohnsiedlungen und Einkaufszentrum.

Kultur

Der österreichische Schauspieler Simon Morze hat den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller gewonnen. Er erhielt die Auszeichnung heute Abend in Berlin für seine Rolle im Historienfilm „Der Fuchs“.

Schauspieler Simon Morze freut sich über den deutschen Filmpreis in Berlin
APA/dpa/Christoph Soeder

Darin spielt er einen österreichischen Soldaten namens Franz, der im Zweiten Weltkrieg einen jungen Fuchs aufzieht. Zur besten Nebendarstellerin wurde mit Adele Neuhauser auch eine Österreicherin für ihre Rolle im Film „15 Jahre“ gekürt. Der Film ist ein deutsch-österreichisch-luxemburgisches Drama von Regisseur Chris Kraus.

Schauspielerin Adele Neuhauser
APA/dpa/Christoph Soeder

Drehbuchpreis für Politthriller

Die türkisch-deutsche Regisseurin Ayse Polat erhielt für ihren Politthriller „Im toten Winkel“ einen Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Polat widmete den Preis „allen Frauen, die mutig für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen“.

Appell von Holocaust-Überlebender

Die deutsche Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wandte sich mit einem dringlichen Appell an die Filmschaffenden. „Als ich vor 14 Jahren zurückgekommen bin, hätte ich es mir nicht träumen lassen, was jetzt in der Öffentlichkeit los ist. So hat es damals auch angefangen“, sagte die 102-Jährige.

V.l.: Düzen Tekkal, Menschenrechtsaktivistin, die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und Regisseur Wim Wenders
APA/dpa/Sebastian Christoph Gollnow
V. l. n. r.: Düzen Tekkal, Margot Friedländer und Wim Wenders

Friedländer wurde von Regisseur Wim Wenders und der Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal auf die Bühne begleitet. „In diesem Raum sitzen ganz viele Geschichtenerzähler. Ihr habt die Verantwortung, die Kraft des Films zu nutzen, damit so etwas nie wieder passiert“, sagte sie.

„Ich bitte euch, mich zu unterstützen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.“ Es liege nun in der Hand aller, das Leben zu gestalten. „Was war, das können wir nun nicht mehr ändern, aber es darf nie, nie wieder geschehen. Ich bitte euch: Seid Menschen.“

Zum Abschluss ihrer Welttournee gibt US-Popstar Madonna morgen ein riesiges Gratiskonzert in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro. Bis zu 1,5 Millionen Menschen werden zu Madonnas größtem Auftritt in ihrer 40-jährigen Karriere erwartet.

Die 65-Jährige schließt damit ihre „Celebration Tour“ mit mehr als 80 Konzerten in Europa, den USA und Mexiko ab. Das Konzert in Rio de Janeiro ist ihr einziger Stopp in Lateinamerika.

Bühnenaufbau an der Copacabana für das Konzert von Madonna
AP/Bruna Prado

Zu der Show am Copacabana-Strand sind die US-Musikerin und ihr Team nach Angaben ihrer Produktionsfirma mit drei Flugzeugen und 270 Tonnen Ausrüstung angereist. Die Stadt Rio rechnet damit, dass etwa 150.000 Fans aus dem Ausland wegen des Konzerts anreisen.