Ausland

Das US-Militär hat vor der Küste des Gazastreifens mit dem Bau eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern begonnen. US-Militärschiffe seien daran beteiligt, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder heute. Realistischerweise solle der Hafen Anfang Mai einsatzfähig sein. In der Zwischenzeit arbeite man weiter mit der internationalen Gemeinschaft zusammen, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen, so Ryder.

Lieferung von Hilfsgütern

Die US-Regierung hatte Anfang März angekündigt, das US-Militär wolle angesichts der humanitären Notlage in dem Küstengebiet einen temporären Hafen errichten, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Damals hieß es, es sei die Errichtung eines schwimmenden Piers vor der Küste geplant, an dem kommerzielle Schiffe mit Hilfsgütern anlegen könnten. Die Güter sollten dann auf andere Schiffe umgeladen und zu einem schwimmenden Damm gebracht werden. Dort sollen sie demnach schließlich entladen werden.

Granaten auf Baustelle

Zuvor war bekanntgeworden, dass palästinensische Extremisten israelischen Angaben zufolge bei einem Besuch von UNO-Mitarbeitern Mörsergranaten auf eine Baustelle für ein humanitäres Projekt im Norden des Gazastreifens gefeuert haben sollen. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits am Mittwoch. Israelischen Medien zufolge wurde niemand verletzt. Ryder sprach auf Nachfrage von Berichten darüber, dass einige wenige Granaten dorthin gefeuert worden seien, wo die Hilfsgüter ankommen sollen.

Das habe keinen Einfluss auf die Baupläne und sei passiert, bevor das US-Militär mit der Konstruktion begonnen habe. Ryder machte erneut deutlich, dass es nicht geplant sei, dass US-Streitkräfte den Gazastreifen selbst betreten. Wie die Verteilung der Hilfsgüter erfolgen soll, ist bisher noch unklar.

Anlässlich des 50. Jahrestags des Endes der Diktatur durch die Nelkenrevolution in Portugal sind in Lissabon heute Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. „25. April, immer! Faschismus, nie wieder!“, riefen die Demonstrierenden, die Nelken in Knopflöchern oder in den Händen trugen.

Die Nelkenrevolution vom 25. April 1974 beendete 48 Jahre der Gewaltherrschaft des Diktators Antonio de Oliveira Salazar, dem 1968 Marcelo Caetano folgte. Der Name des fast ohne Blutvergießen verlaufenen Aufstands des Militärs geht auf die roten Blumen zurück, die jubelnde Menschen den Soldaten in die Gewehrläufe steckten. Damit wurde auch ein Ende der Kolonialkriege in Portugals afrikanischen Kolonien wie Angola und Mosambik eingeleitet.

Gestern hatte eine militärische Zeremonie mit eigens dafür restaurierten Militärfahrzeugen aus der damaligen Zeit auf einem großen Platz im Zentrum Lissabons den Auftakt des Gedenkens an die Nelkenrevolution gebildet. Zum Abschluss am Abend kamen der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und seine Amtskollegen aus den nach 1974 unabhängig gewordenen afrikanischen Ländern Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Kap Verde und Sao Tome und Principe zu einer Veranstaltung zusammen.

Vor einer bevorstehenden israelischen Offensive in Rafah haben einem israelischen Medienbericht zufolge bereits Zehntausende Menschen die Stadt im Süden des Gazastreifens verlassen. 150.000 bis 200.000 palästinensische Zivilistinnen und Zivilisten seien seit dem 7. April aus Rafah weggegangen, berichtete die „Jerusalem Post“ heute unter Berufung auf die Armee. Das Militär wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Zeitweilig hielten sich in Rafah rund 1,5 Millionen der mehr als 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen auf. Mehr als eine Million hatte dort nach Angaben von Hilfsorganisationen im Zuge des Gaza-Krieges Zuflucht gesucht.

Am 7. April hatte die israelische Armee eigenen Angaben zufolge ihre Truppen aus der Stadt Chan Junis, die ebenfalls im Süden des Gazastreifens liegt, abgezogen. Seitdem begannen Zivilisten der „Jerusalem Post“ zufolge, Rafah etwa in Richtung Chan Junis zu verlassen. Israels Militär hofft demnach darauf, dass weitere Zivilisten dem Beispiel folgen und in neu errichtete Zeltstädte im Süden sowie im Zentrum des Gazastreifens ziehen werden.

Laut dem israelischen Rundfunk wird erwartet, dass der angekündigte israelische Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas in Rafah mit einer mehrwöchigen Evakuierung der Zivilbevölkerung beginnen dürfte.

Im Rechtsstreit um Immunität vor Strafverfolgung des früheren US-Präsidenten Donald Trump hat heute vor dem Supreme Court in Washington eine Anhörung begonnen. Trumps Anwalt forderte, dass sein Mandant für mutmaßliche Straftaten im Amt nicht belangt werden kann. Die Verfolgung des Präsidenten für seine offiziellen Handlungen werde nicht von der Geschichte der USA gestützt und sei unvereinbar mit der Verfassungsstruktur, so Anwalt D. John Sauer.

„Könnte Präsident George W. Bush ins Gefängnis geschickt werden, weil er (…) angeblich den Kongress belogen hat, um einen Krieg im Irak auszulösen?“, fragte Sauer. „Könnte Präsident (Joe) Biden eines Tages beschuldigt werden, unrechtmäßig Einwanderer dazu gebracht zu haben, illegal in das Land einzureisen?“ Die Antwort auf all diese Fragen laute „nein“.

Schlagabtausch zwischen Anwalt und Richterin

Trumps Anwalt sorgte mit einer Antwort auf die Frage einer Richterin für Aufsehen. Die als liberal geltende Richterin Sonia Sotomayor fragte Sauer: „Wenn der Präsident entscheidet, dass sein Rivale eine korrupte Person ist, und er dem Militär befiehlt, oder jemand anderem befiehlt, diesen zu ermorden, wäre das im Rahmen seiner offiziellen Amtshandlungen und damit straffrei?“ Sauer antwortete darauf, das sei eine hypothetische Frage und davon hänge die Antwort ab. Aber es könne sich dabei „durchaus um eine offizielle Amtshandlung handeln“, ergänzte er.

Sotomayor reagierte verblüfft. Damit würde eine Situation geschaffen, in der ein Präsident das Präsidentenamt dazu nutzen könnte, sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen, ohne dafür rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen, sagte sie. Sauer argumentierte sinngemäß, dass US-Präsidenten, die wegen strittiger Entscheidungen nach ihrer Zeit im Weißen Haus eine Anklage fürchten müssen, ihr Amt nicht richtig ausfüllen könnten. Zudem gehe es bei der Frage nach der Strafbarkeit nicht um die Motivation, so Sauers Logik.

Urteil mit großer Wirkung

Trump ist in der US-Hauptstadt im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt. Anhänger Trumps hatten am 6. Jänner 2021 den Parlamentssitz in Washington gestürmt. Trump hatte bereits vor dem Sturm auf das Kapitol auf verschiedenen Ebenen versucht, das demokratische Wahlergebnis zu kippen. Er und seine Anwälte wollen erreichen, dass die Anklage in Washington fallen gelassen wird. Sie berufen sich dabei auf die Immunität Trumps in seinem damaligen Amt als Präsident und argumentieren, dass Trump nicht rechtlich für Taten belangt werden könne, die zu seinen Pflichten als Präsident gehörten.

Nun muss der Supreme Court entscheiden. Das Urteil dürfte Auswirkungen auf die Strafprozesse gegen Trump und die Arbeit von US-Präsidenten generell haben.

Nach der Amtseinführung eines Übergangspräsidialrats im Krisenstaat Haiti ist der bisherige Interimspremier Ariel Henry zurückgetreten. Seine Nachfolge tritt übergangsweise der bisherige Finanzminister Michel Patrick Boisvert an, wie haitianische Medien heute berichteten.

Kurz zuvor waren in der Früh (Ortszeit) im Präsidentenpalast in der Hauptstadt Port-au-Prince die neun Mitglieder des Übergangsrats vereidigt worden.

Dieser soll eine neue Interimsregierung ernennen, den Weg hin zur ersten Wahl in dem Karibik-Staat seit 2016 ebnen und eine vom UNO-Sicherheitsrat genehmigte multinationale Sicherheitsmission in Haiti unterstützen.

Der Rat setzt sich aus Vertretern verschiedener politischer, zivilgesellschaftlicher, Wirtschafts- und religiöser Gruppen zusammen – sieben der Mitglieder sind stimmberechtigt. Die Schaffung des Rats war am 11. März bei einem Treffen der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) in Jamaika als Ausweg aus der schweren Staats-und Sicherheitskrise in Haiti vereinbart worden. Seitdem war über seine Zusammensetzung verhandelt und gestritten worden.

Henry hatte seinen Rücktritt angekündigt, sobald der Rat steht. Der Neurochirurg regierte seit kurz nach der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021. Wegen der heftigen Gewalt mächtiger Banden, die Henrys Rücktritt forderten, kehrte er von einer Auslandsreise Ende Februar nicht zurück.

Die schottische Regierungskoalition ist zerbrochen. Regierungschef Humza Yousaf von der Scottish National Party (SNP) kündigte heute an, eine Minderheitsregierung ohne den bisherigen grünen Koalitionspartner zu führen.

Das könne zwar die Regierungsarbeit erschweren, sei aber im besten Interesse der Menschen in Schottland. Dem Sender Sky News zufolge haben die Grünen die Koalition im Streit über einen Beschluss zu Treibhausgasen verlassen.

Dabei ging es um eine im Koalitionsvertrag festgeschriebene Senkung des Treibhausgasausstoßes von 75 Prozent bis 2030. Dieses Ziel sei laut SNP nicht zu erreichen. Verantwortlich dafür sei vor allem die britische Zentralregierung. An der Verpflichtung, bis 2045 netto null bei Emissionen zu erreichen, will Schottland aber festhalten.

Ukraine-Krieg

Tausende ukrainische Zivilisten und Zivilistinnen sind seit Beginn der russischen Invasion Opfer willkürlicher Festnahme durch Russland geworden und befinden sich im Widerspruch zum humanitären Völkerrecht sowie zu internationalen Menschenrechtsgesetzen größtenteils weiterhin in Gefangenschaft. Das ist das Resultat eines Berichts der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der heute in Wien präsentiert wurde.

Sie hätten „hinreichende Gründe zur Annahme“ gefunden, dass auf diese Weise Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verübt worden seien, hieß es in dem Bericht der drei Juristinnen Veronika Bilkova (Tschechien), Cecilie Hellestveit (Norwegen) und Elina Steinerte (Lettland).

Tausende Verschleppungen

Wie viele Menschen seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 in der Ukraine festgenommen worden sind, konnten die Juristinnen nicht exakt feststellen. Die Zahl bewege sich aber in den Tausenden, berichteten sie aufgrund von Dokumenten sowie Aussagen von ukrainischen Behördenvertretern, Opfern und Zeugen.

Gefangene sind demnach Folter, sexueller Gewalt, Hunger und Durst ausgesetzt. Die Expertinnen erinnerten auch an dokumentierte Fälle von getöteten Festgenommenen und Gefangenen, wie etwa im Massaker von Butscha im Frühjahr 2022.

Willkürliche Festnahmen als „bestimmendes Merkmal“

Die willkürliche Festnahme einer großen Zahl von ukrainischen Zivilisten „scheint ein bestimmendes Merkmal der russischen Strategie in vorübergehend besetzen Gebieten zu sein“, heißt es in dem Bericht. Vielen Festgenommenen werde vorgeworfen, die ukrainische Armee zu unterstützen oder die russische Militäroperation abzulehnen. Das Ziel sei, Angst zu verbreiten und Zusammenarbeit mit der russischen Seite zu erzwingen.

In ihren Empfehlungen fordern die Autorinnen insbesondere von der Russischen Föderation, die Praxis von willkürlichem Freiheitsentzug sofort zu beenden und alle derart festgesetzten ukrainischen Zivilisten bedingungslos freizulassen. Andere OSZE-Teilnehmerstaaten werden ersucht, die Ukraine bei der Suche nach festgehaltenen Zivilisten zu unterstützen sowie bei der gesundheitlichen und psychologischen Rehabilitierung von Freigelassenen zu helfen.

Der unter Korruptionsverdacht geratene ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj ist zurückgetreten. Er soll Medienberichten zufolge in den unrechtmäßigen Erwerb von staatseigenem Land verwickelt sein.

Laut dem nationalen Antikorruptionsbüro hat Solskyj sich staatliche Grundstücke im Millionenwert angeeignet. Zusammen mit anderen Beteiligten habe der Ex-Vorsitzende des Agrarausschusses 1.250 Grundstücke mit einer Fläche von knapp 2.500 Hektar in seinen Besitz gebracht.

Den Angaben nach wurden zwischen 2017 und 2021 Grundstücke eines staatlichen Unternehmens im nordukrainischen Gebiet Sumy an neue Eigentümer übertragen. Solskyjs Agrarholding erhielt diese dann zur Nutzung. Neben dem Minister werden auch Mitarbeiter des Katasteramts der Korruption verdächtigt. Der Versuch, sich weitere mehr als 3.200 Hektar anzueignen, sei verhindert worden.

Gestern hatte der Minister noch alle Vorwürfe zurückgewiesen, gleichzeitig aber eingeräumt, dass er als Anwalt in den Jahren 2017–2018 in einem Streit zwischen Staatsunternehmen und physischen Personen um Land tätig war. Hier seien noch Gerichtsverfahren anhängig. „Von meiner Seite garantiere ich absolute Transparenz für die Feststellung der Wahrheit“, schrieb der Jurist.

EU

Die grüne Spitzenkandidatin Lena Schilling und Parteichef Werner Kogler haben heute ihr EU-Wahlprogramm mit dem Titel „Weil uns die Zukunft Europas am Herzen liegt“ präsentiert.

Damit will man die Antwort auf multiple Herausforderungen wie die Bedrohung durch Russland, eine etwaige Präsidentschaft Donald Trumps in den USA und den Umgang mit KI geben. „Über all dem droht aber immer noch eine Klimakrise“, so Schilling.

Die Grünen fordern einen „Europatarif“: Zugsstrecken zwischen zwei europäischen Hauptstädten sollen Reisende maximal zehn Cent pro Kilometer kosten, was beispielsweise eine Fahrt von Wien nach Berlin für maximal 68 Euro ermöglichen soll.

Den Rest solle die EU bezahlen. Mit Flügen von Privatjets quer durch Europa solle Schluss sein. Wichtig sei ebenso, der „Natur Raum zu geben“, und zwar durch ein ordentliches Renaturierungsgesetz.

Ein Herzensanliegen sei ihr auch die Einbindung junger Menschen in die Politik, sagte Schilling. Das Wahlprogramm sieht vor, Jugendorganisationen mit mehr EU-Geldern zu unterstützen.

Wirtschaft

Österreich weist im jährlichen OECD-Vergleich bei der Steuer- und Abgabenquote neuerlich den dritthöchsten Wert auf. Der „Steuerkeil“ lag laut der veröffentlichten „Taxing Wages“-Studie der OECD im Jahr 2023 in Österreich bei 47,2 Prozent (durchschnittlich alleinstehender Arbeitnehmer).

Der Keil repräsentiert die Differenz zwischen den Arbeitskosten des Arbeitgebers und dem Nettoverdienst, der dem Arbeitnehmer nach Abzug von Steuern und Abgaben bleibt. Im Schnitt der 38 OECD-Länder lag der Wert bei 34,8 Prozent.

Gegenüber dem Vorjahren stieg der Steuerkeil in Österreich damit etwas: 2022 lag er noch bei 46,9 Prozent.

Verheiratete Alleinverdienerpaare im Mittelfeld

Deutlich weiter im Mittelfeld liegt Österreich bei verheirateten Alleinverdienerpaaren mit zwei Kindern: Hier beträgt der Steuerkeil 32,8 Prozent (OECD-Schnitt: 25,7 Prozent), was die elfthöchste Steuer- und Abgabenbelastung innerhalb der OECD für diese Gruppe bedeutet (2022: 13. Platz). Bei verheirateten Doppelverdienerpaaren lag der Keil bei 40,6 Prozent.

Der Steuerkeil für Personen bzw. Haushalte mit Kindern ist im Allgemeinen niedriger als jener von Einzelpersonen ohne Kinder, da viele der OECD-Länder Haushalten mit Kindern einen Steuervorteil bzw. Geldleistungen gewähren.

NEOS forderte einmal mehr eine „umfassende Steuerreform“ zur Entlastung des Faktors Arbeit – „mit einer deutlichen Senkung der Lohnnebenkosten sowie der vollständigen Abschaffung der kalten Progression“.

Außerdem müssten „steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit“ geschaffen werden – „mit einem Vollzeitbonus und einer Steuerbefreiung der Überstundenzuschläge“, so NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Im Gegenzug sollten „Teilzeitförderungen jeglicher Art“ abgeschafft werden.

NEOS für Steuerreform und Abschaffung von „Teilzeitförderungen“

NEOS nahm die OECD-Zahlen zum Anlass um einmal mehr eine „umfassende Steuerreform“ zur Entlastung des Faktors Arbeit zu fordern.

Außerdem müssten „steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit“ geschaffen werden – „mit einem Vollzeitbonus und einer Steuerbefreiung der Überstundenzuschläge“, so NEOS-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker. Im Gegenzug will NEOS „Teilzeitförderungen jeglicher Art“ abschaffen.

Nach einem pandemiebedingten Rekord im Jahr 2020 sind die Gesprächsminuten wieder auf das Niveau von 2019 zurückgegangen. Dennoch wird keineswegs weniger telefoniert, sondern nur anders.

Datenintensive Anwendungen wie Videotelefonie führten im vergangenen Jahr zu einem Anstieg des via Mobilfunknetze übertragenen Datenvolumens um ein Viertel auf 5,073 Milliarden Gigabyte. Auch die Zahl aktiver SIM-Karten sei stark gestiegen, so die Interessenvertretung Forum Mobilkommunikation (FMK) heute.

Zu Jahresende 2023 waren 26,2 Millionen SIM-Karten in Umlauf nach 24 Millionen im Jahr davor. Dabei geht es nicht nur um SIM-Karten in Smartphones, Tablets und Laptops, sondern auch um M2M-Karten (Machine-to-Machine, Anm.), die in Autos und in GPS-Trackern für Haustiere verwendet werden. Der Zuwachs sei insbesondere auf Letztere zurückzuführen, hieß es bei einem Pressegespräch.

Frage man die Menschen, was sie mit dem Smartphone machen, würden der Chatdienst WhatsApp (91 Prozent), Fotografieren (82 Prozent) und die Weckerfunktion (73 Prozent) am häufigsten genannt, ergab eine Befragung des FMK unter 500 Personen, die im April durchgeführt wurde.

Was sich noch nicht durchgesetzt habe, sei die digitale Steuerung von Licht, Rollos und Haushaltsgeräten.

Die ungarische Regierung will die österreichische Supermarktkette Spar wegen Verleumdung klagen. Das sagte der Stabschef von Ministerpräsident Viktor Orban, Gergely Gulyas, heute. „Es wird ein Verfahren gegen Spar vor Gericht eröffnet werden, vermutlich wegen Verleumdung“, sagte der Politiker.

Die österreichische Regierung und Spar hatten im März Briefe an die EU-Kommission geschrieben, in denen sie erklärten, dass eine 2020 eingeführte Sondersteuer ausländische Einzelhändler in Ungarn diskriminiere und daher gegen EU-Recht verstoße. Die EU-Kommission kündigte im April an, dass sie die Beschwerden prüfe.

Die im Besitz der Gründerfamilie stehende Supermarktkette zählt zu den größten österreichischen Handelsunternehmen. Das Unternehmen mit Sitz in Salzburg ist neben dem Heimatmarkt in Ungarn, Italien, Slowenien und Kroatien tätig.

IT

Die anhaltend große Nachfrage nach Produkten mit künstlicher Intelligenz (KI) hat Microsoft einen überraschend hohen Quartalsumsatz beschert. Die Erlöse stiegen um 17 Prozent auf 61,9 Milliarden Dollar (57,93 Mrd. Euro), teilte der Softwarekonzern heute mit. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg um 15 Prozent gerechnet.

Auch der Google-Mutter Alphabet verhalf der KI-Boom zu einem überraschend deutlichen Umsatzschub. Die Konzernerlöse stiegen den Angaben zufolge auf 80,54 Milliarden Dollar. Analysten hatten lediglich mit 78,59 Milliarden Dollar gerechnet. Dabei wuchs die Cloud-Sparte, auf deren Rechnern die Google-KI „Gemini“ läuft, mit einem Plus von 28 Prozent fast doppelt so stark wie der Gesamtkonzern.

Trotz hoher Ausgaben für die Entwicklung von KI will Alphabet Milliarden an seine Aktionäre ausschütten. Der Konzern kündigte die erste Dividende der Firmengeschichte in Höhe von 0,20 Dollar je Aktie an. Außerdem will der Internetkonzern zusätzliche eigene Aktien im Volumen von 70 Milliarden Dollar zurückkaufen. Alphabet-Titel stiegen daraufhin im nachbörslichen US-Geschäft um fast 13 Prozent.

Medien

Martin Thür wird im Jahr der Nationalratswahl die „Sommergespräche“ im ORF führen. Der ZIB2-Anchor wird seine Gäste zwischen 5. August und 2. September zum ausführlichen Interview bitten, wie der öffentlich-rechtliche Sender heute in einer Aussendung mitteilte. Auch darüber hinaus plant der ORF eine Reihe von Debattenformaten im Vorfeld des Urnengangs.

Zusätzlich soll es eine „Elefantenrunde“ und eine Reihe von TV-Konfrontationen mit den im Parlament vertretenen Parteien geben, teilte der ORF mit.

Gastgeberinnen der Runden sind „Report“-Präsentatorin Susanne Schnabl, die im Vorjahr zu den „Sommergesprächen“ geladen hatte, und ZIB-Moderatorin Alexandra Maritza Wachter. Der genaue Sendungsfahrplan um die Wahl werde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, kündigte der ORF an.

Kultur

Der preisgekrönte französische Regisseur Laurent Cantet ist heute im Alter von 63 Jahren gestorben. Cantet, der 2008 für seinen Film „Entre les murs“ (dt. Titel „Die Klasse“) beim Festival in Cannes die Goldene Palme erhielt, sei nach einer Krankheit gestorben, teilte seine Agentin Isabelle de la Patelliere der französischen Nachrichtenagentur AFP mit.

Der Dokumentarfilm erzählte mit vielen Laiendarstellern und -darstellerinnen vom multikulturellen Alltag einer Schule in Paris, in der ein Lehrer versucht, Kindern mit Migrationshintergrund die französische Sprache beizubringen. Der Regisseur arbeitete an einem Filmprojekt mit dem Titel „L’Apprenti“ (Der Lehrling), das 2025 in die Kinos kommen sollte.

Regisseur Laurent Cantet
Reuters/Jean-Paul Pelissier

Das Festival in Cannes reagierte bestürzt auf den Tod des Regisseurs und Drehbuchautors und würdigte dessen „kohärentes und humanistisches Werk“, mit dem er zu einem gesellschaftlich relevanten Kino beigetragen habe. Der engagierte Künstler und Humanist Cantet habe die tiefe Überzeugung in sich getragen, dass das Kino Verläufe verändern könne.