Hagelversicherung: Ernährungssouveränität gefährdet

Der Klimawandel und der Bodenverbrauch gefährden offenbar Österreichs Ernährungssouveränität. Davor warnte die Österreichische Hagelversicherung heute. Grundlage dafür ist eine Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), der zufolge bis zum Jahr 2080 hierzulande ein durchschnittlicher Temperaturanstieg um bis zu sechs Grad zu erwarten ist.

„Deutliche Unterversorgung“ durch Regenmangel

Dieser Anstieg führt der Hagelversicherung zufolge „naturgemäß auch zu einer Verschiebung der Regenmenge, worunter vor allem der Osten Österreichs zu leiden haben wird“. Die damit einhergehende Konsequenz werde eine teils deutliche Unterversorgung bei fast allen landwirtschaftlichen Kulturen sein.

Das sei den österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten gar nicht bewusst, weil die Regale voll sind und durch die weltweite Produktion und den Import bleiben werden, auch wenn immer weniger in Österreich produziert würde.

Rückgang um 19 Prozent in kommenden 40 Jahren

Die Studie verfasste Andreas Baumgarten von der AGES im Auftrag des Wirtschaftsministeriums im Rahmen des Projekts „Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich (BEAT)“. „Es ist davon auszugehen, dass bei den meisten derzeit bedeutenden Feldfrüchten nach 2030 keine Autarkie mehr gewährleistet werden kann, selbst wenn alle derzeit verfügbaren Bodenressourcen in der Produktion verbleiben. Daher müssen wir klimafitte Böden erkennen und schützen und den Bodenverbrauch reduzieren“, sagte Baumgarten.

Für Österreich gehe man von einem Rückgang der Erträge um bis zu 19 Prozent in den kommenden 40 Jahren aus. „Um die Versorgung Österreichs mit wertvollen Nahrungsmitteln zu sichern, müssen die besten Böden für die landwirtschaftliche Produktion bewahrt werden“, so der Wissenschaftler. „Damit könnten 75 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktionskapazität in Österreich künftig gesichert werden.“

Kritik an hohem Bodenverbrauch

Die Forschungsergebnisse untermauerten Baumgarten zufolge auch die langjährige Forderung nach einer Trendumkehr des nahezu ungebremst anhaltenden Bodenverbrauchs: „Wenn wir weitertun wie bisher, werden wir Probleme bekommen. Jeden Tag gehen rund zwölf Hektar wertvolle Agrarflächen durch Bauprojekte verloren. Daher schlagen wir vor, ertragreiche Flächen gegen Versiegelung zu schützen, damit sie in der landwirtschaftlichen Produktion bleiben.“

Der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, Ferdinand Lembacher, appellierte an die künftige Regierung, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Er forderte unter anderem, den quantitativen Bodenschutz verbindlich festzuschreiben, etwa in einer 15a-Bundesverfassungsgesetz-Vereinbarung. „Zudem sollte die Raumordnungspolitik besser zwischen Bund, Ländern und Gemeinden koordiniert werden“, sagte Lembacher.